Ukrainekrieg

Bericht: Nato-Diplomaten nennen Bedingung für Beitritt der Ukraine

Oberste Priorität im „Siegesplan“ des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat ein schneller Nato-Beitritt. In Brüssel ist man skeptisch.

Kiew: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (l) und Nato-Generalsekretär Mark Rutte gehen vor einer Pressekonferenz durch einen Korridor. 
Kiew: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (l) und Nato-Generalsekretär Mark Rutte gehen vor einer Pressekonferenz durch einen Korridor. Evgeniy Maloletka/dpa

Einen Tag, nachdem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seinen sogenannten „Siegesplan“ erstmals öffentlich vorgestellt hat, will er am heutigen Donnerstag die Nato-Verteidigungsminister in Brüssel davon überzeugen, dass dieser Plan dem Krieg mit Russland ein Ende setzen wird. Das Dokument besteht aus fünf Punkten, von denen der allererste bereits bekannt war: Die Ukraine braucht so schnell wie möglich eine Einladung in die Nato.

Auf Nachfrage von Journalisten antwortete der Generalsekretär der Nato, Mark Rutte, zurückhaltend und sagte lediglich, dass er und die Verbündeten den Plan „zur Kenntnis nehmen“ und prüfen müssen, welche Aspekte realistisch sind und welche nicht. Rutte wiederholte, dass die Ukraine in Zukunft Mitglied werden wird, gab aber erneut nicht an, wann dies geschehen könnte. Etwa 18 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets stehen derzeit unter russischer Kontrolle.

Keine Nato-Mitgliedschaft ohne klare Grenze

Unter Berufung auf Nato-Diplomaten berichtet nun Associated Press, dass vor dem Beitritt der Ukraine „ihre Grenzen klar festgelegt werden müssten, damit es keine Missverständnisse darüber gibt, wo die Garantie nach Artikel 5 in Kraft treten würde“. Wie die amerikanische Nachrichtenagentur hervorhebt, „beruht die Glaubwürdigkeit des Bündnisses Allianz auf seiner kollektiven Sicherheitsgarantie, dem Artikel 5 seines Gründungsvertrags“. Darin verpflichten sich alle 32 Mitgliedstaaten, jedem Mitglied zu Hilfe zu kommen, dessen Souveränität oder Territorium angegriffen werden könnte.

Die Notwendigkeit klarer Grenzen vor einem Nato-Beitritt war ein Thema in einem kürzlich geführten Interview mit Jens Stoltenberg, wenige Tage nachdem er von Mark Rutte abgelöst worden war. Auf die Frage der Financial Times, wie der Krieg seiner Meinung nach enden wird und was er dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj raten würde, antwortete Stoltenberg mit einem historischen Vergleich: „Finnland hat 1939 einen mutigen Krieg gegen die Sowjetunion geführt. Sie haben der Roten Armee viel größere Kosten aufgebürdet als erwartet. Der Krieg endete damit, dass sie 10 Prozent des Territoriums aufgaben. Aber sie bekamen eine sichere Grenze“, so Stoltenberg. 

Bis zu seinem Nato-Beitritt im vergangenen Jahr galt Finnland als neutral, während die Ukraine dem Bündnis schnell beitreten möchte, was Russland vehement ablehnt. Die USA und Deutschland sind ebenfalls gegen eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine, mit dem Argument, dass Artikel 5 einen Krieg mit Russland bedeuten würde. „Es gibt Möglichkeiten, das zu lösen“, antwortete Stoltenberg und betonte: „Aber es muss eine Linie gezogen werden, die festlegt, wo Artikel 5 geltend gemacht wird, und die Ukraine muss das gesamte Gebiet bis zu dieser Grenze kontrollieren.“