Gazakrieg

Bericht: Hamas stimmt Waffenruhe-Vorschlag zu – Israel lehnt offenbar ab

Die Hamas ist offenbar bereit, zehn weitere israelische Geiseln freizulassen und sich auf eine 70-tägige Waffenruhe einzulassen. Israel weist den Vorschlag offenbar zurück.

Palästinensische Gebiete, Gaza-Stadt: Vertriebene Palästinenser gehen an einem behelfsmäßigen Zeltlager an der Küste entlang.
Palästinensische Gebiete, Gaza-Stadt: Vertriebene Palästinenser gehen an einem behelfsmäßigen Zeltlager an der Küste entlang.Jehad Alshrafi/AP

Die Hamas hat offenbar einem Vorschlag des US-Sondergesandten Steve Witkoff für einen Waffenstillstand im Gazastreifen zugestimmt. Das soll ein der Gruppe nahestehender palästinensischer Beamter am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters gesagt haben. Auch der AFP sei dies bestätigt worden.

Der neue Vorschlag, der die Freilassung von zehn Geiseln und einen 70-tägigen Waffenstillstand vorsehen soll, wurde Berichten zufolge von der Hamas über Vermittler entgegengenommen. Er beinhaltet offenbar auch einen teilweisen Rückzug der israelischen Kräfte aus dem Gazastreifen. Der Vorschlag sehe zudem die Freilassung einer Reihe palästinensischer Gefangener durch Israel vor - darunter Hunderte, die lange Haftstrafen verbüßen. 

Witkoff erklärte jedoch wenige Stunden später, dass dies nicht der Wahrheit entspreche. Gegenüber Reuters erklärte er, was er gesehen habe, sei „völlig inakzeptabel“ und der diskutierte Vorschlag entspreche nicht seinem. Ein israelischer Regierungsvertreter dementierte gegenüber Reuters, dass der aktuell diskutierte Vorschlag von den USA stamme. Er fügte hinzu, keine israelische Regierung könne diesen akzeptieren.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will sich in Kürze zu der mutmaßlichen Zustimmung der radikalislamischen Hamas zu einer Waffenruhe im Gazastreifen äußern. Er hoffe, dass er, „wenn nicht heute, dann morgen“ eine Ankündigung zu den im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln machen könne, sagte Netanjahu am Montag in einem im Onlinedienst Telegram veröffentlichten Video.

„Gideons Streitwagen“: Israels Gaza-Offensive umfasst drei Pasen

Israel hatte nach einer zweimonatigen Waffenruhe Mitte März seine Angriffe im Gazastreifen wieder aufgenommen und seinen Militäreinsatz in dem Palästinensergebiet jüngst verstärkt. Zehntausende Reservisten wurden einberufen.

Laut Netanjahu umfasse die neue Operation „Gideons Streitwagen“ drei Phasen. In Phase eins werde die israelische Armee (IDF) Hilfslieferungen in den Gazastreifen ermöglichen, um eine humanitäre Krise zu verhindern. In Phase zwei würden amerikanische Unternehmen Standorte für Hilfslieferungen einrichten. In Phase drei werde die IDF die Bevölkerung Gazas Richtung Süden umsiedeln, um die Infiltration der Hamas zu verhindern.

Die Armee soll im Zuge der groß angelegten Offensive nach dem Willen der Regierung den Gazastreifen erobern und auf Dauer besetzt halten. Der Plan sieht nach Angaben aus Regierungskreisen auch vor, die palästinensische Bevölkerung vom Norden in den Süden zu bewegen. Die israelischen Drohungen, die Kontrolle über das Gebiet dauerhaft zu übernehmen, lösten weltweit Empörung aus. Die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Großbritannien und Kanada drohten Israel der Militäroffensive mit „konkreten Maßnahmen“. Die Regierungen der Länder seien entschlossen, „einen palästinensischen Staat als Beitrag zur Realisierung einer Zweistaatenlösung anzuerkennen“, hieß es am vergangenen Dienstag in einer Mitteilung.

Der Gaza-Krieg war durch den Großangriff der radikalislamischen Hamas und mit ihr verbündeter Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben rund 1200 Menschen getötet wurden. 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden 57 Geiseln von den Islamisten festgehalten, mindestens 34 von ihnen sind nach Angaben der israelischen Armee bereits tot.

Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang etwa 60.000 Menschen getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. (mit AFP)