Rede im Bundestag

Laschet zerlegt AfD im Bundestag: „Ihre Gesinnungsgenossen haben Menschen ermordet!“

Bei einer Debatte im Bundestag sprechen AfD-Politiker von „Parallelgesellschaften“ in Deutschland. Laschet hält in einer emotionalen Rede dagegen, das Netz feiert ihn.

Armin Laschet (CDU) bei der 115. Sitzung des Deutschen Bundestages am 6. Juli.
Armin Laschet (CDU) bei der 115. Sitzung des Deutschen Bundestages am 6. Juli.Christoph Hardt/imago

Namen von Politikern trenden auf Twitter meistens dann, wenn Kritik gegen sie laut wird – Stichwort: Shitstorm. Am Freitag war das anders.

Der CDU-Politiker und frühere Kanzlerkandidat Armin Laschet wird derzeit auf Twitter gefeiert – und zwar nicht nur aus den eigenen Reihen. Was war passiert?

In einer emotionalen Rede kritisierte Laschet AfD-Bundestagsabgeordnete scharf. Sie würden die Debatte über die Unruhen in Frankreich missbrauchen, um über Deutschland zu reden.

„Sie haben das Wort Frankreich so gut wie nicht in den Mund genommen“, stellte Laschet zu Beginn seiner Rede fest und wandte sich direkt der AfD-Fraktion zu: „Sie haben über Parallelgesellschaften gesprochen, und in der Tat, Sie haben recht, das war eine Parallelgesellschaft: der NSU, der zehn Jahre mordend durchs Land zog!“

Laschet fuhr fort, während einige der AfD-Abgeordneten sichtlich empört etwas entgegenriefen: „Das möchten Sie nicht gerne hören, aber Ihre Gesinnungsgenossen haben Menschen ermordet in diesem Land“, konterte Laschet.

Auf Twitter sind viele User begeistert. Mitglieder von SPD, Grünen und FDP loben die Entschlossenheit, mit der sich Laschet der AfD entgegenstellt: „Eine große Rede“, schreibt etwa Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang.

Aber auch linke Journalisten und Aktivisten feiern den ehemaligen CDU-Kanzlerkandidaten:  „So gut rechnet Laschet mit der AfD im Bundestag ab“, schreibt zum Beispiel die Faktenchecker-Seite Volksverpetzer.

„Besonders schön fand ich, dass er an Mevlüde Genç und ihr Wirken erinnert hat. Danke dafür Herr Laschet!“, twitterte Bahar Aslan, die vor nur wenigen Wochen wegen eines Tweets, in dem sie rassistische Tendenzen bei der Polizei anprangerte, ihren Lehrauftrag an der Polizeihochschule Gelsenkirchen verloren hatte.

Mevlüde Genç hatte bei einem rechtsextremen Brandanschlag 1993 in Solingen fünf Familienmitglieder verloren, und – ähnlich wie die Großmutter des in Nanterre getöteten Nahel – am Tag nach dem Anschlag, als auch in Deutschland Unruhen drohten, zur Versöhnung aufgerufen. Daran erinnerte Laschet emotional und beendete seine Rede mit Worten an die Abgeordneten der AfD-Fraktion: „Etwas von diesem Großmut – der Großmutter aus Frankreich und von Mevlüde Genç – den wünsche ich Ihnen in Ihrer Sprache und in Ihrem Umgang mit der Not von Menschen.“

Laschets Rede ging auf Twitter viral, der Beitrag hatte am Freitagnachmittag über drei Millionen Views.