Argentinien

Milei-Stabschef: Argentinien gibt Nazi-Akten frei

Nach dem Zweiten Weltkrieg galt Argentinien als sicherer Hafen für Nazis. Jetzt will Präsident Javier Milei Regierungsakten freigeben.

Argentiniens Präsident Javier Milei will Regierungsdokumente über Nazis freigeben.
Argentiniens Präsident Javier Milei will Regierungsdokumente über Nazis freigeben.Luis Robayo/AFP

Argentinien plant die Freigabe von Regierungsdokumenten über Nazis, die nach der Kapitulation Deutschlands 1945 in das lateinamerikanische Land geflohen sind. Dies hat der Stabschef von Präsident Javier Milei bekanntgegeben.

In einem am Montag ausgestrahlten Interview mit dem Fernsehsender DNews sagte Guillermo Francos, Milei habe diese Entscheidung nach einem Treffen mit dem US-Senator Steve Daines im vergangenen Monat getroffen. Daines, ein Republikaner aus dem US-Bundesstaat Montana, setzt sich seit Jahren für die Freigabe der Dokumente ein.

Nach Angaben der argentinischen Regierung wird sich die Anordnung auf Dokumente im Zusammenhang mit Bank- und Finanztransaktionen sowie auf Akten des Verteidigungsministeriums erstrecken. „Präsident Milei hat die Freigabe aller Dokumente angeordnet, die sich im Besitz der staatlichen Behörden befinden, da es keinen Grund gibt, diese Informationen weiterhin zurückzuhalten“, erklärte Francos.

Milei hatte zuvor ein Dekret unterzeichnet, mit dem die Freigabe von geheimen Unterlagen über die Handlungen der argentinischen Streitkräfte während der Militärdiktatur von 1976 bis 1983, nach dem Sturz von Isabel Perón, beschleunigt werden sollte. Beide Entscheidungen zielen darauf ab, entscheidende Momente der argentinischen Geschichte aufzuklären.

Nazi-„Rattenlinien“: Argentinien will Licht ins Dunkel bringen

Bereits im Februar hatte Milei bei einem Treffen mit Vertretern des Simon-Wiesenthal-Zentrums volle Zusammenarbeit bei der Gewährung des Zugangs zu den Dokumenten zugesagt. Insbesondere geht es um Akten, die sich auf die Finanzierung der so genannten „Rattenlinie“ beziehen, die Nazis in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg die Flucht aus Europa ermöglichte. Bis zu 10.000 Nazis und andere Kriegsverbrecher entzogen sich der Justiz, indem sie nach Argentinien und in andere Länder flohen.

Mit der Freigabe der Nazi-Akten will nun Buenos Aires bisher unbekannte Details über den Aufenthalt und die Aktivitäten von NS-Verbrechern wie dem Holocaust-Architekten Adolf Eichmann und dem berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele in Argentinien enthüllen.