Angesichts unzureichender Untersuchungen bei der Einschulung haben deutsche Amtsärzte vor Entwicklungsdefiziten bei Schulanfängern gewarnt. „Wenn niemand erkennt, dass ein Kind nicht gut sehen oder hören kann, kann das Folgen für die ganze Schulkarriere haben“, sagte Johannes Nießen, Vorsitzender des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstagsausgabe).
„Wir gehen davon aus, dass bundesweit im aktuellen Schuljahr ein Teil der Schüler ohne Schuluntersuchung eingeschult worden ist“, sagte er weiter. „Unsere Sorge ist groß, dass aktuell immer noch viele Kinder mit Förderbedarf nicht oder viel zu spät erkannt werden.“
Gesundheitsämter schaffen nicht hundert Prozent der Untersuchungen
In Köln, im bundesweit größten Gesundheitsamt, hätten die Amtsärzte im vergangenen Schuljahr aufgrund der Pandemie nur 25 Prozent der Schulanfänger untersuchen können. Im laufenden Jahr konnten demnach 75 Prozent der Kinder vor der Einschulung untersucht werden – jeder vierte Schüler startet das Schuljahr somit ohne Untersuchung. Auch andere Gesundheitsämter in Deutschland hätten nicht hundert Prozent der Untersuchungen geschafft.
Als Grund für die Lücken nannte Nießen den Personalmangel in den Gesundheitsämtern, Ausfälle von Terminen durch Erkrankungen, aber auch den größeren Zeitaufwand durch die Corona-bedingten Hygienevorschriften. „Früher konnten wir acht bis neun Kinder pro Team am Vormittag untersuchen, heute nur sechs.“


