Nach Ansicht des ADAC sind die Spritpreise im ersten Halbjahr dieses Jahres zu hoch gewesen. Superbenzin und besonders Diesel waren zwar günstiger als im gleichen Zeitraum im Jahr 2022, doch sieht der Kraftstoffmarktexperte des Verkehrsclubs, Jürgen Albrecht, noch viel Luft in den Preisen.
Im Schnitt des ersten Halbjahres kostete Super E10 1,774 Euro pro Liter. Das waren 13 Cent weniger als im ersten Halbjahr 2022, wie der ADAC am Montag mitteilte. Bei Diesel, der im Halbjahresschnitt 1,691 Euro kostete, ist der Abstand mit gut 22 Cent pro Liter noch höher. Allerdings hatte der Ukraine-Krieg im ersten Halbjahr 2022 auch für noch nie da gewesene Preisspitzen gesorgt.
Superbenzin war im laufenden Jahr Mitte Januar mit 1,692 Euro pro Liter am günstigsten, Diesel Anfang Juni mit 1,556 Euro. „Es ist auffällig, wie stark der Dieselpreis im letzten Halbjahr gesunken ist“, sagte Albrecht. „Das ist aber eigentlich nur die Normalisierung im Vergleich zu den extremen Ausschlägen des vergangenen Jahres.“
Benzin: Seit Dezember rund zehn Cent teurer
Am Sonntag kostete Superbenzin im bundesweiten Tagesdurchschnitt 1,788 Euro pro Liter, Diesel 1,602 Euro. Beide Preise sind nach Albrechts Dafürhalten zu hoch. So ist Benzin seit Dezember rund zehn Cent teurer geworden, obwohl sowohl der Ölpreis als auch der Dollarpreis seither gesunken sind, was Kraftstoffe eigentlich billiger machen müsste.
Eine schnelle Änderung ist kaum in Sicht: „Dass die Preise in den kommenden Wochen zügig fallen, ist unwahrscheinlich“, sagte Albrecht. „Bei manchen Verbrauchern hat sich leider eine Gewöhnung an die höheren Kraftstoffpreise eingeschlichen, weil sie die extremen Werte aus dem Vorjahr noch im Kopf haben.“ Zudem hätten Pendler teilweise keine Alternative, erklärte er. „Das bremst den Wettbewerb, der für sinkende Preise notwendig ist. Denn die Mineralölkonzerne und Raffinerien werden die komfortableren Margen, die sie seit 2022 etabliert haben, kaum freiwillig hergeben.“
Insgesamt sei es schwierig, die weitere Entwicklung der Kraftstoffpreise vorherzusehen, sagte Albrecht. Doch solange es keine starken Ausschläge am Ölmarkt gebe, sei auch an den Tankstellen keine große Bewegung zu erwarten. „Im Herbst wird allerdings voraussichtlich der Abstand zwischen Diesel und Benzin wieder sinken. Das tut er typischerweise dadurch, dass Diesel wegen der steigenden Heizölnachfrage im Vergleich zu Benzin anzieht.“



