Der erste Supermarkt-Einkauf nach dem Urlaub ist gerade erledigt, ein Brot liegt absichtlich in keiner der Taschen, da ist das vom Aufback-Bäcker um die Ecke doch noch besser. Vor dessen Eingangstür folgt die Ernüchterung: Betriebsferien – zwei ganze Wochen lang. Ein Junge, der kaum älter als sechs oder sieben Jahre ist, zieht gerade mit einem leeren Beutel von dannen.
Als er sieht, dass ich die ins Schaufenster gehängte Info studiere, ruft er: „Das ist doch scheiße!“ Irgendwie schon, aber es gibt bedeutend Schlimmeres. Weil er das noch früh genug lernen wird, zucke ich nur zustimmend mit den Achseln: Kann man nix machen. Da wirbelt er schon gedankenverloren um die eigene Achse und lässt den leeren Beutel im Wind flattern.
Was jetzt noch bleibt, ist ein Späti, der ganz passable Brötchen anbietet. Die Auslage ist allerdings schon ziemlich geplündert, lediglich drei Brötchen, bestreut mit unterschiedlichen Kernen, liegen da. Auf die Frage, ob es sich bei zwei dieser Exemplare um Sesambrötchen handelt, klopft die Verkäuferin hinter dem kleinen Tresen zur Bestätigung mit ihrer Greifzange erst harsch auf eines der Stücke und dann, nicht weniger grob, auf das vordere Brötchen, bei dem es sich um eines mit Sonnenblumenkernen handeln soll. In dessen Oberfläche ist durch den Hieb ein Krater entstanden, der einem verzerrten Grinsen ähnelt.
„Noch sind dit meine!“
„Hey, nicht so auf meine Brötchen hauen“, sage ich – nicht nur freundlich, sondern mit einem Lächeln, das gar keine Zweifel an der Scherzhaftigkeit aufkommen lässt. Die Frau entgegnet: „Noch sind dit meine!“ Ein anderer Kunde im Blaumann, der wartet, dass seine Bockwurst aufgewärmt ist, lacht herzlich.
Immer noch lässt sie die Zange bedrohlich über den relevanten Backwaren schweben. Bevor sie zu einem weiteren Schlag ansetzt, gebe ich zu verstehen, dass ich am Handel interessiert bin. Für 1,30 Euro wechseln die zwei Sesambrötchen den Besitz. Das Schicksal der Sonnenblume bleibt offen.
Auf dem Rückweg ballen sich großstädtische Phänomene, die im Urlaub so gar nicht gefehlt haben: Während der geübte Blick sich wie automatisiert wieder gen Boden richtet, um den Tretminen der Hunde ausweichen zu können, muss ein gebrechlicher Mann seinen Rollator im Slalom um in den Weg gestellte E-Roller herum lenken.



