Kommentar

Wahlzettel: Berlin will so divers sein und beweist mal wieder das Gegenteil

Wählen dürfen in Berlin nur „Damen“ und „Herren“. Eine Metropole darf sich einen solchen Fauxpas aber nicht mehr erlauben.

Wahlzettel, aber nur für CIS-Personen. Das ist mal wieder die typische Berliner Borniertheit. (Symbolbild).
Wahlzettel, aber nur für CIS-Personen. Das ist mal wieder die typische Berliner Borniertheit. (Symbolbild).dpa

Berlin, das ist die Stadt, die sich bei jeder Gelegenheit mit ihrer vermeintlichen Vielfalt und Diversität schmückt, mit einer Willkommenskultur, die diese Stadt so attraktiv macht, wie wenige Metropolen der Welt.

Keine drei Jahre ist es her, dass der Senat ein sogenanntes Diversity-Landesprogramm zur Förderung des kompetenten Umgangs der Verwaltung mit Vielfalt beschlossen hat (Drucksache 18/3015). Das liest sich sehr lobenswert: „Dem Senat ist es ein zentrales Anliegen, mit dem Diversity-Landesprogramm Aktivitäten für Vielfalt und Weltoffenheit und gegen Diskriminierung und Extremismus in der Berliner Verwaltung zu stärken.“

Depesche eines berittenen Boten

Wie schön das klingt. Wie modern. Schade, dass der Senat beziehungsweise der Landeswahlbeauftragte sich das so wenig zu Herzen genommen haben. Nicht anders ist zu erklären, dass auf der Benachrichtigung zur ohnehin ärgerlichen Wiederholungswahl am 12. Februar im Briefkopf folgende Anrede steht: „Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr“.

Nicht nur, dass man beim Lesen dieser Anrede direkt das Gefühl hat, die Depesche eines berittenen Boten in der Hand zu halten. Denn welche Frau möchte heute noch als „Dame“ tituliert werden? Nein, vielmehr zeigt diese Anrede auch, dass in der Berliner Verwaltung der Diversitätsgedanke noch lange nicht angekommen ist. Denn immerhin betrachtet sich eine Teil dieser Gesellschaft, das kann man jetzt finden, wie man will, als eben weder „Dame“ noch „Herr“, sondern eben als divers.

Aber vielleicht waren die Wahlzettel einfach noch übrig aus den Zeiten als die Frau ohne Mann noch ein „Fräulein“ war. Aber die sind glücklicherweise wirklich vorbei.