DDR

DDR-Museum öffnet wieder: Wie kommt das Salz auf die Erika-Schreibmaschine?

Das DDR-Museum wurde durch das geplatzte Großaquarium stark beschädigt. Die Kuratoren nutzten die Gelegenheit und gestalteten die Räume neu. 

Ausstellungsleiter Sören Marotz freut sich, das DDR-Museum wieder zu eröffnen. 
Ausstellungsleiter Sören Marotz freut sich, das DDR-Museum wieder zu eröffnen. Gerd Engelsmann

Gegen 7 Uhr morgens stehen die Mitarbeiter im Museum „knöcheltief im Wasser“. Die Decke des Museums ist eingestürzt, der Boden komplett durchnässt.

„Erst dachten wir, es sei ein Witz“, sagt der Geschäftsführer Freiherr von Godin. Fische sind keine im Museum, „die wurden vorher in der Lobby abgefangen“. Besonders problematisch sei das aggressive Salzwasser, es fresse sich in Böden und Leitungen ein. Salzrückstände seien noch immer sichtbar. Der Gesamtschaden beläuft sich auf rund 1,5 Millionen Euro.

Der 16. Dezember 2022 war für die Mitarbeiter des DDR-Museums ein einschneidender Tag. Um circa 5.30 Uhr platzte das 16 Meter hohe Aquarium im Berliner Hotel. Etwa eine Million Liter Wasser fluteten den Gebäudekomplex, zu dem auch das DDR-Museum gehört, und drangen bis auf die Straße. Zwei Menschen wurden verletzt, fast alle der 1500 Fische starben.


Das DDR-Museum ist wieder geöffnet

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Nach drei Monaten Umbau und Renovierung ist das Museum von Sonnabend an wieder geöffnet. Besonders herausfordernd neben der Finanzierung war es laut dem Geschäftsführer, die baulichen Anforderungen zu koordinieren. Er bezeichnet sie als „einziger Wahnsinn“. Rund einen Monat nach dem Unglück durfte gebaut werden. Der Umbau sei „ein Riesenaufwand“, der sie noch einige Zeit beschäftigen werde.

Einen echten Kulturgutverlust hat es laut Ausstellungsleiter Sören Marotz nicht gegeben. Die Feuerwehr hat geholfen, Ausstellungsstücke zu retten. Auf der Bühne hinter ihm steht eine historische Erika-Schreibmaschine, sie war in Salzwasser getränkt. „Das Metall ist korrodiert, die Maschine ist fest“, sagt Marotz. Auf den Tasten ist kristallisiertes Salz zu sehen. So erinnert die Schreibmaschine auch die Besucher an den Unfall.

„Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht“, meint der Ausstellungsleiter. Das Museum nutzte die Chance, inhaltlich einige Bereiche neu zu gestalten. Am Anfang der interaktiven Ausstellung gibt es nun das Modul „DDR kompakt“, welches Wissen über die DDR für Einsteiger vermitteln soll. „Vorher ist man einfach in den DDR-Alltag reingefallen“, meint der Kreativ-Direktor Matthias Kaminsky. Seine Idee war es, bei der Gestaltung des Museums die fiktive Figur einer mexikanischen Studentin vor Augen zu haben, die keinerlei Basiswissen zur deutschen Geschichte hat.

Im Bereich „Deutsche Teilung“ im Eingangsbereich wurden sechs Meter breite Segmente der Berliner Mauer integriert. Für den Kreativ-Direktor ist der Unfall „die Chance“, da alles einfacher und schneller umgesetzt werden könne. Ein Umbau des Museums war schon länger geplant. Da das Museum privatfinanziert ist, war laut Kaminsky jedoch jedes Tageseinkommen von Bedeutung. Die Geschäftsführung habe sich vor dem Unfall „den Kopf zerbrochen“, wie die Umgestaltung mit den geringsten Einkommenseinbußen realisiert werden könne.

Das Museum liegt direkt an der Spree und neben dem Aquadom, weshalb es stark beschädigt wurde am 16. Dezember.
Das Museum liegt direkt an der Spree und neben dem Aquadom, weshalb es stark beschädigt wurde am 16. Dezember.Gerd Engelsmann

800 Objekte sind im Museum insgesamt ausgestellt, weitere 300.000 Stücke sind in einem Depot gelagert. Die meisten Sammlungsobjekte sind Spenden von Privatpersonen, darunter vor allem Haushaltsgegenstände, Urkunden und Briefe. „Wir werden nach wie vor von Angeboten überflutet“, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter Stefan Wolle.

Bis 2024 wird noch gebaut. Als Nächstes geplant sind ein Kinoraum sowie ein Klassenzimmer mit Schulbänken und Polylux. Weiterhin soll ein großes Modell des Palasts der Republik aufgestellt werden. „Wir werden die Ersten sein, die Teile aus dem Palast der Republik ausstellen“, sagt der Kreativ-Direktor. Auch das Humboldt-Forum und das Stadtmuseum erhielten Objekte aus dem Palast. Am 10. Mai wird das neu erschienene Buch „DDR-Alltag in 200 Objekten“ vorgestellt.