Berlin-In Berlin gilt für Restaurants inzwischen ein Optionsmodell. Die Wirte können also ganz allein entscheiden, wen sie empfangen: Sie können zum Beispiel nur geimpfte Gäste reinlassen (1G) oder sie können sich auf Geimpfte und Genesene fokussieren (2G). Daniel Rüdiger vom Schöneberger Restaurant Rüdiger’s empfängt auch Gäste, die nur einen Testnachweis vorweisen (3G). Ein Gespräch darüber, warum er dadurch weniger Gäste empfangen kann und ob sein Restaurant einen weiteren Lockdown überstehen würde.
Herr Rüdiger, Sie hatten die freie Wahl. Warum haben Sie sich für die 3G-Regel entschieden?
Damit zum Beispiel jene Leute, die nicht geimpft werden können, weil sie eine Krankheit haben, auch Essen gehen können. Oder weil es geimpfte Eltern gibt, die ihre Kinder, die älter als zwölf Jahre sind, nicht impfen lassen wollen. Die dürfen dann mit einem Test rein.
Wie viel Zeitaufwand bedeutet es, wenn Sie die Tests überprüfen müssen?
Am Eingang dauert es bei jedem Gast etwa drei bis vier Minuten, denn wir kontrollieren die Tests und auch die anderen Nachweise tatsächlich. Ich weiß, dass es Kollegen gibt, die es nicht machen. Aber wir sind da äußerst korrekt. Auch weil wir wissen, dass das Ordnungsamt kontrolliert.
Bei 3G ist der Vorteil, dass sie eine breitere Gästeschaft ansprechen und empfangen können, oder?
Ja, aber ich darf nicht mehr Gäste reinlassen. Denn bei 3G müssen wir viel mehr Abstand zwischen den Tischen haben und alle müssen Masken tagen, wenn sie nicht am Tisch sitzen.

Und wie ist es bei 2G?
Ganz einfach: Da kann ich den Laden vollmachen.
Warum machen Sie es nicht?
Es gibt halt noch zu viele Ungeimpfte, und die wollen wir nicht ausschließen.
Wie groß ist der Anteil der Gäste, die nicht geimpft sind?
Wenn wir pro Abend 40 bis 50 Gäste haben, dann sind 10 bis 15 dabei, die nur einen Test haben. Das ist erstaunlich viel.
Bei 2G müssen auch alle Mitarbeiter geimpft oder genesen sein. Dürfen Sie Ihre Mitarbeiter fragen?
Das darf ich rein rechtlich nicht. Aber ich bin beim Impfen mit gutem Beispiel vorangegangen, und später haben alle erzählt, dass sie geimpft sind. Ich finde, das gibt uns allen im täglichen Umgang mehr Sicherheit.
In einem Nobelrestaurant erzählte der Chef, er habe 2G gewählt, weil er sowieso bei seiner gehobenen Küche fast nur ältere Gäste habe, die sowieso alle geimpft seien. Wie ist es bei Ihrer Kundschaft?
Ich hatte neulich eine diamantene Hochzeit, da waren einige dabei, die nur getestet waren und nicht geimpft. Unklar ist, ob sie nicht wollen oder nicht dürfen.
Vor allem Großrestaurants mit vielen Gästen wollen nun scheinbar doch auf 2G umsteigen. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Der Umsatz ist natürlich viel höher und man hat eine volle Hütte. Aber 2G hat auch einen Nachteil. Am Eingang dauert alles viel länger, weil jeder Impfnachweis eingescannt werden muss. Wir bleiben erst mal bei 3G. Aber wenn jemand bei einer Weihnachtsfeier will, dass bei dieser geschlossenen Gesellschaft nur Geimpfte und Genesene reindürfen, dann machen wir das auch.
Beim Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) heißt es in einer aktuellen Umfrage, dass 49,3 Prozent der Gastronomen derzeit ihren Betrieb in der Existenz bedroht sehen und 28 Prozent sogar eine Betriebsaufgabe in Betracht ziehen. Wie haben Sie die staatlich verordneten Schließzeiten überstanden?
Am Ende dann doch recht gut. Aber natürlich hat es erst funktioniert, nachdem die Hilfsgelder geflossen sind. Und die kamen drei bis vier Monate später. Alle Mitarbeiter waren in Kurzarbeit. Die meisten sind zwar wieder da. Aber ich habe trotzdem – genau wie die meisten Wirte – echten Personalmangel. Ich habe zwei Restaurants und muss nun teilweise zwei Schließtage machen, statt einen, weil mir einfach das Personal fehlt.
Wie sähe es bei einem weiteren Lockdown aus?



