Gespräch

Mit dem Fahrrad von Berlin nach Posen: „In einem Tag machbar“

Marcin Płachno ist ein Botschafter für Polen als Reiseland. Mit dem Fahrrad fährt er an einem Tag von Berlin nach Posen, um für einen Urlaub im Nachbarland zu motivieren. Ein Gespräch.

Marcin Płachno fährt mit dem Fahrrad von Berlin nach Posen.
Marcin Płachno fährt mit dem Fahrrad von Berlin nach Posen.Polnisches Fremdenverkehrsamt Wien

Mit dem Rad durch Polen? Das geht! Marcin Płachno, Direktor des Polnischen Fremdenverkehrsamts in Wien, beweist es mit langen Reisen durch das Land. Diese Woche macht er sich auf den Weg von Berlin nach Posen. Wir haben mit dem Tourismusexperten über seine Aktion gesprochen.

Herr Płachno, was hat Sie bewogen, aufs Fahrrad zu steigen?

Im Alltag bin ich der Direktor des Polnischen Fremdenverkehrsamts in Wien. Das Fremdenverkehrsamt ist dafür verantwortlich, Polen in Österreich und der Schweiz als Urlaubsland zu bewerben. Ich habe über Aktionen nachgedacht, um die Nähe Polens den Schweizern und Österreichern klarzumachen. Normalerweise werden Beamte wie ich nicht gerade mit sportlichen Aktivitäten in Verbindung gebracht. Ich selbst bin eigentlich auch kein Sportler. Daher bin ich auf den Gedanken gekommen, mit dem Fahrrad als Normalsterblicher einmal von der Schweiz und dann von Österreich nach Polen zu fahren. Mein Ziel war es, Polen als das zu zeigen, was es ist: als ein offenes, aktives, sportaffines Land, das zum Fahrradfahren ideal geeignet ist.

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Marcin Płachno
Zur Person
Marcin Płachno ist Direktor des Polnischen Fremdenverkehrsamts in Wien. Er hat ein Studium in Management und Marketing an der Wirtschaftsuniversität Krakau absolviert und ein Postgraduiertenstudium an der AGH University of Science and Technology in Krakau.

Wohin sind Sie genau gefahren?

Im Jahr 2023 bin ich einmal aus Wien nach Krakau und von Zürich nach Breslau gefahren. Damit wollte ich zeigen, wie nah Polen ist. Von Wien nach Bielsko-Biała ist es näher als von Wien nach Innsbruck. Die Strecken sind insbesondere für Fahrradfahrer sehr interessant. Was ich mit den Aktionen zeigen will: Jeder, ob Sportler, Beamter, Angestellter, kann aufs Fahrrad hüpfen und nach Polen fahren. Während meiner Fahrten zeige ich nicht nur die schönen Strecken, sondern auch die interessanten Ziele.

Und nun fahren Sie mit dem Rad von Berlin nach Posen. Warum Berlin–Posen?

Für mich war das eine logische nächste Herausforderung, das nächste dritte deutschsprachige Land als Ausgangspunkt zu nehmen. Mit dem Rad kann man das an einem Tag schaffen, 280 Kilometer. Ich nutze für die Reisen die App Komoot, die sich perfekt fürs Wandern und Fahrradfahren eignet. Die Macher der App sitzen in Potsdam. Ich lade also alle Deutschen ein, aufs Fahrrad zu steigen und nach Polen zu fahren.

Polen und Fahrradfahren – passt das denn zusammen?

Ja, die Infrastruktur wird immer besser, ob nun mit Blick auf polnische Landstraßen, eigene Fahrradstrecken durch die Peripherie oder auch Fahrradwege in den Städten. Man kann die Fahrten verbinden, indem man durch wunderschöne Naturschutzgebiete fährt. Mit der App Komoot kann man auswählen, auf welcher Strecke man unterwegs sein möchte – ob es schnell gehen soll oder ob man eher auf die Schönheit der Landschaft wert legt.

Sind Fahrradfahrten durch Polen sicher?

Ja, auf jeden Fall. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Die Fahrt auf den Landstraßen scheint mir sicherer zu sein als in der Stadt. In Polen entwickelt sich die Fahrradkultur immer weiter. Im vergangenen Jahr sind in Polen 13.000 Kilometer Fahrradstrecken entstanden. Damit sind alle möglichen Fahrradstecken gemeint, auch Single-Track-Strecken, also einspurige Fahrradstraßen. Es gibt viele interessante neue Strecken, insbesondere für Mountainbike-Fahrer. Diese Strecken befinden sich vor allem im Süden Polens, in der Nähe von Bergen und Wäldern. Bei den Single-Track-Strecken muss man sich keine Gedanken machen, dass es Gegenverkehr gibt. Es gibt schöne Strecken zwischen Deutschland, Polen und Tschechien. Mountainbike-Fahrer sollten die App Trailforks ausprobieren. Außerdem gibt es weitere Tipps auf unserer Homepage.

Wie sieht es mit Posen aus? Es gab in Posen viele Baustellen.

Die gibt es nicht mehr. Der Marktplatz von Posen erstrahlt in neuem Glanz, die Bauarbeiten dort sind beendet worden. Posen lohnt sich aber nicht nur wegen der historischen Innenstadt. Man kann sich wunderbar erholen am Maltasee, der quasi in der Innenstadt liegt. Ich lade insbesondere alle Berliner ein, Posen in diesem Frühjahr und Sommer zu besuchen.

Haben Sie einen Lieblingsort in Polen?

Die Ostsee und die Strände sind wunderschön. Ich habe vielleicht irgendwo im Süden Spaniens Strände gesehen, die es mit den polnischen Stränden aufnehmen können. Außerdem empfehle ich eine Reise nach Masuren, das Land der Tausend Seen. Auch für Fahrrad-Fans sind die Masuren eine tolle Gegend für Erlebnisse. Die Deutschen sind für uns als Touristen die wichtigsten Partner. Wir teilen eine Geschichte, eine Grenze. Ich hoffe also, dass wir diese Verbindungen weiter ausbauen werden. In Polen findet jeder etwas für sich. In Polen gibt es Flüsse, Seen, Meer, wunderbare Städte wie Krakau und Warschau, aber auch wunderbare Berglandschaften und Wanderrouten. Ich lade alle Deutschen ein, das Angebot zu nutzen. 

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