Saisonstart

Kaltes Wasser in Berliner Freibädern – aus Solidarität mit der Ukraine

Mehrere Freibäder wollen renovieren und die Tickets bleiben digital buchbar. Alles im Schwimmbad soll wieder wie vor der Pandemie werden – und doch anders.

Der Pilz im Wilmersdorfer Sommerbad soll bald wieder sprühen.
Der Pilz im Wilmersdorfer Sommerbad soll bald wieder sprühen.Berliner Zeitung/Markus Wächter

Berlin-Laub treibt im Wasser, ausgeblichene Schwimmringe liegen am Beckenrand, und ein paar Krähen trinken aus der grünlichen Brühe im Mehrzweckbecken des Wilmersdorfer Sommerbads. In Winterjacke und Schal gehüllt ist es nur schwer vorstellbar, dass in diesem Becken schon in drei Wochen Kinder planschen und sich unter dem großen Pilz mit Chlorwasser-Sturzbächen berieseln lassen.

Die meisten Bäder öffnen noch früher: Ende April bis Ende Mai sind die Öffnungen der Sommerbäder geplant. „Wir starten in eine normale Freibadsaison“, sagt Johannes Kleinsorg, Vorstandsvorsitzender der Berliner Bäderbetriebe. „Es wird keine Beschränkungen geben und so laufen, wie es vor Corona auch gelaufen ist.“ Beibehalten wollen die Betriebe allerdings die Online-Ticketbuchungen. Auf der Internetseite soll auch die Auslastung durch ein Ampelsystem für die Gäste sichtbar sein.

Kleinsorg erhofft sich durch die Online-Tickets weniger Schlangen an den Kassen und eine bessere Verteilung der Besucherinnen und Besucher auf die verschiedenen Bäder. Der einzige Hinweis auf die weltweite Pandemie findet sich auf der Website: Dort steht ein ausdrücklicher Hinweis auf die Abstandsregelung und eine Empfehlung für Masken, wo der Abstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann.

Im Wilmersdorfer Bad, wo derzeit noch grünes Brackwasser zu sehen ist, findet nur eine Teilöffnung mit einem Becken statt. Unterhalb der Liegewiese türmen sich Berge aus Erde und Kies neben Baggern auf, die Gruben bilden erkennbare Ränder von drei verschiedenen Becken. Durch eine Auskleidung aus Edelstahl spart die Stadt hier zukünftig Energie und Wasser. 3,8 Millionen Euro werden dafür investiert.

Baden ist in den Baugruben in dieser Saison voraussichtlich nicht mehr möglich, das Mehrzweckbecken ist von den Sanierungen nicht betroffen und bietet in Wilmersdorf einen Ausgleich. Umbaumaßnahmen sind auch in weiteren Sommerbädern geplant, ein sehr viel größeres Projekt ist beispielsweise das Wellenbad am Spreewaldplatz in Kreuzberg. Dort ist ein Wasserrohr geplatzt, 42 Millionen Euro soll die Sanierung insgesamt kosten.

Hintergrund ist der neue Bädervertrag, der neben einem höheren Budget für Sanierungsmaßnahmen auch mehr Planungssicherheit durch eine erstmalige Festlegung auf 146.000 Wasserstunden pro Jahr verspricht. „Es geht um ein Bekenntnis zu den Bädern und eine Wertschätzung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagt Sport- und Innensenatorin Iris Spranger. Für diese garantierte Finanzierung der Wasserstunden müsse bei Ausfällen aus technischen Gründen aber dann auch ein entsprechender Ausgleich her. Schwimmen gehöre zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Berlinerinnen und Berliner, sagt Spranger, auch deshalb stehen in diesem Jahr insgesamt 63,7 Millionen Euro zur Verfügung, rund 13 Millionen Euro mehr als 2017.

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs planen die Berliner Bäderbetriebe, die Wassertemperatur in den Sommerbädern um ein bis zwei Grad Celsius zu senken. Dort, wo noch mit Erdgas geheizt wird, soll der Bedarf so um zehn bis 20 Prozent sinken, schätzt Kleinsorg. Senatorin Spranger betont, dass Therapie- und  Kinderplanschbecken von der Maßnahme ausgenommen sind und in Hallenbädern die Temperatur um höchstens ein Grad fallen soll. Die Wassertemperatur in den Berliner Bädern unterscheidet sich ohnehin, meint Kleinsorg: Manche Becken sind 26 Grad warm, während andere auf 28 Grad beheizt werden. An zwei Standorten, zum Beispiel in Mariendorf, würde bereits ganz ohne fossile Energien, also nur mit Solarenergie geheizt.

Die Eintrittspreise sollen in diesem Jahr trotz des Krieges nicht steigen. Eine neue Kalkulation bezüglich der gestiegenen Energiepreise wird voraussichtlich erst Ende des Jahres durchgeführt.

Eine Liste mit den unterschiedlichen Bädern und den jeweiligen Öffnungszeiten finden Sie hier.