Das aktuell feuchte Wetter sorgt für viele Pfützen und Wasserlachen. Ideale Brutstätten für viele Insekten. Und wenn dann nach dem diesmal regnerischen Aprilwetter das Frühjahr so richtig losgeht, sind sie wieder da: die Mücken. Und später auch Wespen und Bremsen. All jene fliegenden und stechenden Insekten, die viele Großstädter oft nur als nervende Plagegeister wahrnehmen und dagegen ankämpfen.
Seit einiger Zeit werden sogenannte Bremsenfallen immer beliebter. Denn die werden vor allem in der Nähe von Pferdekoppeln aufgestellt, von denen es auch in Berlin reichlich gibt, aber noch viel mehr im Berliner Umland. Denn Bremsen beißen nun mal besonders gern Pferde und Rinder, um sich von ihrem Blut zu ernähren.
Nun ruft das Potsdamer Umweltministerium dazu auf, auf die Bremsenfallen zu verzichten. Ihre Nutzung könnte sogar gegen das Gesetz verstoßen. Der Hauptgrund: Mit den Fallen werden vor allem andere Insekten gefangen, die wichtig sind für den Erhalt der Artenvielfalt.
Das große Insektensterben
Nach Angaben des Ministeriums stellen viele Leute die Fallen bereits im Frühjahr auf. „Obwohl die Hauptflugzeit der Bremsen im Zeitraum zwischen Anfang Juni und Mitte September liegt“, teilt das Ministerium mit. „Dadurch werden aber im Frühling zahlreiche Insekten verschiedenster Arten in diesen Fallen getötet, darunter geschützte Wildbienen und Schmetterlinge.“
Und das wiederum ist ein großes Problem, denn mit der zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft, dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und der Trockenheit durch den Klimawandel vollzieht sich seit Jahren das größte Insektensterben seit sehr langer Zeit. In Deutschland wird die sogenannte Krefelder Studie von 2017 als Beleg herangeführt: Der Entomologische Verein Krefeld hatte Daten zu 63 deutschen Schutzgebieten zusammengetragen mit dem Ergebnis: Zwischen 1989 und 2016 wurde ein Rückgang der Biomasse an Fluginsekten von 76 Prozent festgestellt.

Viele fragen sich: Warum gibt es Mücken, Wespen und Bremsen überhaupt? Welchen Nutzen haben sie? Grundsätzlich existieren Tiere und Pflanzen erst einmal einfach so und müssen keinerlei Nutzen für den Menschen haben. Aber sie haben ihn trotzdem: Bienen und viele andere Insekten bestäuben Blumen und die meisten anderen Pflanzen. Ohne Insekten hätten die Menschen keine oder sehr viel weniger und sehr viel teurere Lebensmittel vom Feld.
Außerdem sind die meisten Insekten oder ihre Larven die Nahrungsgrundlage für viele andere Insekten, Vögel, Fische und Amphibien. Sie sind Teil der großen Nahrungskette. Und mit dem Rückgang der Insektenbestände geht auch ein erkennbarer Niedergang bestimmter Vogelarten einher.
Nur die wenigsten Mücken stechen
Außerdem sind selbst Mücken viel besser als ihr Ruf. Fachleute wie Doreen Werner vom Leibnitz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg, östlich von Berlin, verweisen darauf, dass es in Deutschland 28 Mückenarten gibt, die Stechmücke sei nur eine davon.
Insekten sind wichtig für den Menschen und sollten möglichst ungestört bleiben. Das Brandenburger Umweltministerium verweist außerdem darauf, dass die Bremsenfallen nicht besonders effektiv sind. Grundsätzlich funktionieren sie nach einem einfachen Prinzip: An einem Seil hängt ein runder schwarzer Ball mit einem Netz darüber. Die Idee dabei: Bremsen sehen nur sehr unscharf, und der runde Ball, der sich in der Sonne aufheizt und am Seil hin- und herbewegt, soll den Insekten ein Pferdehinterteil vortäuschen. Sie fliegen die „Beute“ von unten an, und wenn sie merken, dass es gar kein Pferd ist, wollen sie nach oben abdrehen, verfangen sich aber dort in einem Netz und fallen in einen Trichter.



