Jagd-Video

Eisbär Hertha wurde nicht bedroht: Das ganze war eine PR-Aktion des Tierparks

In einem Video droht ein Mann damit, eine Eisbärin im Tierpark Berlin zu töten. Doch das ganze war ein PR-Stunt. Die Polizei findet das nicht so witzig.

Einbärin Hertha im Tierpark
Einbärin Hertha im TierparkBritta Pedersen/dpa

Seit Montag kursierte ein Video im Netz. Ein unbekannter Mann steht vor dem Tierpark Berlin im Bezirk Lichtenberg. Sein Gesicht wird durch eine Sturmhaube verdeckt. Bild und Stimme wurden verzerrt. „Ich werde der erste Typ sein, der einen Eisbären in Europa erschießt“, sagt er.

Auch in einer Telegramgruppe zur Jagd taucht eine Nachricht auf. Ein Nutzer namens Steve Jobbs sagt, er habe beschlossen, auf die Jagd zu gehen, alles sei vorbereitet. Mit seiner Licence, Pfeil und Bogen wolle er sich den Kopf der Eisbärdame Hertha holen. Gruppenadministratoren reagieren, werfen ihn aus der Gruppe, blockieren ihn. „Wir haben rechtliche Schritte gegen ihn eingeleitet“, heißt es in der Gruppe.

Michel Abdollahi ist Journalist, beim Thema Klimawandel nennt er sich sogar Aktivist. In einer Pressekonferenz sagt er, Hertha sei nie in Gefahr gewesen: „Sie gehört zu den wenigen Eisbären, die nicht bedroht sind“ – denn sie lebt im Tierpark.

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Abgesperrtes Gehege, abgesagte Show und eingeleitete Ermittlungen

Am Montag war das Gehege der Eisbären Tonja und Hertha weiträumig abgesperrt. Das sei jedoch nur gewesen, da das Gehege gereinigt worden sei und Mitarbeiter dabei nicht gefilmt werden wollten, sagt Philine Hachmeister, Pressesprecherin des Tierparks. Auch der „Eisbärtalk“ am Montag sei deshalb abgesagt worden.

Bei dem Video und der Nachricht in der Telegramgruppe habe es sich um eine Kampagne des Tierparks und Abdollahi gehandelt. Es sei sonst schwer, Menschen zu erreichen, sagt der 42-Jährige der Berliner Zeitung: „Alle für Hertha, aber keiner für alle.“ Anlässlich des Welteisbärtages am Dienstag gab es nur wenige, kleine Beiträge, doch durch die Aktion habe es letztendlich mehr Aufmerksamkeit gegeben.

Die Polizei Berlin gab am Montagnachmittag bekannt, Ermittlungen eingeleitet zu haben, „wegen des Verdachts einer Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten und wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.“ Am Dienstag hieß es inzwischen nur noch, dass nach derzeitigem Kenntnisstand keine strafrechtliche Relevanz vorgelegen habe.

Auf die Frage, ob es im Vorfeld Absprachen mit der Polizei gegeben habe, antwortet Abdollahi klar: „Nein, gab es nicht.“ Auch mit Online-Portalen wurde nichts im Vorfeld besprochen. Abdollahi habe am Montag mit der Polizei telefoniert, ihnen erklärt, was wirklich hinter dem Video steckt. „Dann war die Sachlage geklärt“, sagt er. Wie genau die Polizei jedoch auf das Video aufmerksam wurde, ist Abdollahi und Hachmeister unklar. Keiner von ihnen habe sich bei der Polizei gemeldet. Dennoch sind sie froh darüber, dass es von jemandem ernst genommen und gemeldet wurde.