Eigentlich wollte ich mir auf dem Teufelsberg nur einen Überblick über Berlin im Frühling verschaffen. Stattdessen aber entdeckte ich einen Wallfahrtsort. Davon war ich jedenfalls überzeugt. Denn beim Aufstieg kamen mir immer wieder kleine Gruppen von Menschen entgegen, die durch ihre gesunde Gesichtsfarbe auffielen. Sie hoben sich von dem käsigen Gesamteindruck ab, den die anderen Ausflügler hinterließen. Außerdem unterhielten sie sich in einer Sprache, die mich an Indien erinnerte.
Auf dem 120 Meter hohen Gipfel angelangt, umkreisten sie entlang des Zauns den ehemaligen Horchposten der U.S. Army. Drei Männer mit sommerlichem Teint entdeckte ich am Eingang. Offenbar wollten sie das Gelände besichtigen. Das ist jetzt eine der weltweit größten Street-Art-Galerien. Mir reichte der Blick über die Stadt. Berlin sieht aus der Höhe herrlich verpennt aus.
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Beim Abstieg kamen mir erneut Personen entgegen, denen ich der Einfachheit halber mal indische Wurzeln unterstelle. Das konnte kein Zufall sein. Nach Hause zurückgekehrt, bot mir ein Buch die Lösung an. Es befasste sich mit 101 Orten, die man in der deutschen Hauptstadt gesehen haben sollte, enthielt einen Abriss zur Geschichte des Teufelsbergs und berichtete von einem gewissen David Lynch, Regisseur und Urheber der David Lynch Foundation. Die wiederum plante 2008 gemeinsam mit der Maharishi-Weltfriedensstiftung auf der Erhebung eine „Universität unbesiegbares Deutschland“.
Was nach einer Initiative der FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann klingt, sollte seinerzeit ein akademisches Gebäude für tausend Studenten werden. Ein unbesiegbares Deutschland inklusive Weltfrieden wäre dadurch garantiert gewesen, dass sie meditierten und sich anderen spirituellen Verrichtungen hingaben. Im Nachhinein weiß ich nicht mehr, wie ich gedanklich den Bogen zum Taj Mahal hinbekam, vielleicht wegen der Kuppeln des Horchpostens. Es erschien mir aus irgendeinem Grund plausibel, dass aus dem gescheiterten Projekt eine Pilgerstätte geworden war.
