Es sei der Albtraum für Mütter und Väter, die ihre Kinder erstmals in eine Kita und damit in fremde Obhut geben. Das sagt an diesem Dienstag Iris Berger, die Vorsitzende Richterin am Landgericht Berlin, zu den Taten des Angeklagten. Dann verurteilt sie den 21-jährigen Justin U. wegen schweren sexuellen Missbrauchs eines Kindes und sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und acht Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wird. Die Kammer erkennt zudem die Schwere der Schuld an. Das Urteil entspricht der Forderung des Staatsanwalts.
Justin U. war Praktikant in einer Kita in Wilmersdorf und in solch „wichtigen wie kritischen Bereichen wie dem Schlafsaal“ eingesetzt, erläutert die Richterin. Im Frühjahr 2021 missbrauchte er während des Mittagsschlafs zwei Mädchen, drei und vier Jahre alt. Der zur Tatzeit 19-Jährige habe vorsätzlich und schuldhaft gehandelt, sagt Berger. Die Obhut der Kita sei nicht dazu genutzt worden, die Kinder zu schützen, sondern sie zu missbrauchen. Mit seinen Taten habe Justin U. den Schutzbereich, den die Kita bieten müsse, ganz erheblich verletzt.
In einem Fall hatte sich der Angeklagte im abgedunkelten Schlafraum neben ein Mädchen gelegt, es dort schwer sexuell missbraucht. Als die Dreijährige seine Hand wegschob, hielt er ihr den Mund zu. Dann befahl er ihr, zu schweigen. Andernfalls werde sie Ärger und keine Süßigkeiten mehr bekommen. Für eine Dreijährige sei das eine echte Drohung gewesen, sagt Berger.
Mutter der Dreijährigen rief die Polizei
Trotzdem vertraute sich das Kind noch am selben Tag der Mutter an, die sofort in die Kita zurückkehrte. Doch nicht von der Kitaleitung, sondern erst von anderen Eltern erfuhr sie, dass Justin kein anderes Kind, sondern der Praktikant war. Die Mutter rief sofort die Polizei.
Auch ein vierjähriges Mädchen missbrauchte Justin U. während des Mittagsschlafs in der Kita. Dem Kind gehe es heute nicht gut, sagt Berger. Es sei traurig, fast depressiv, frage, warum ihr das geschehen sei, erklärt die Richterin. Bei der Dreijährigen hatte die Tat ebenfalls Folgen. Sie nässte wieder ein, knabberte die Fingernägel blutig. Ihr gehe es heute wohl besser, sagt Berger. Aber was die Zukunft bringe, könne man heute noch nicht sagen.


