Genderdebatte

Sexismus: Ich will anziehen, was ich will – doch Männer verhindern das

Dumme Sprüche, Belästigung und Übergriffe: Für unsere 15-jährige Autorin ist das Alltag. So geht sie damit um.

Glitzertop gegen Hoodie – nicht aus Stilgründen, sondern aus Selbstschutz.
Glitzertop gegen Hoodie – nicht aus Stilgründen, sondern aus Selbstschutz.Depositphotos/imago

Ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr sicher in Berlin bin. Ich kann mich an keinen Tag erinnern ohne „Catcalling“, ohne unangenehme Blicke von Männern, ohne das Gefühl, ich müsste einen anderen Weg nehmen, damit ich sicher bin, oder einen anderen U-Bahn-Waggon. Das geht mittlerweile so weit, dass ich nach 22 Uhr nicht mehr allein unterwegs sein will. Ich muss immer was zum Drüberziehen mithaben, damit ich abends nicht mit freizügigen Klamotten rumlaufe. Aus kurzen Röcken werden ab 22 Uhr schlabberige Jogginghosen, aus einem schönen Glitzertop wird ein Hoodie und aus meinen langen Haaren wird ein Dutt, den ich unter eine Kapuze stecken kann, damit ich ein bisschen mehr aussehe wie ein Junge.  All das sind Dinge, die ich sicherlich nicht tue, weil ich paranoid bin, sondern weil es mittlerweile nötig ist. Ich will Blicke, Worte, Gepfeife und Taten damit von mir fernhalten, aber funktioniert das überhaupt? Nein! Und genau deshalb habe ich auch einen Selbstverteidigungskurs besucht, damit ich im Ernstfall die Möglichkeit habe, mich zu verteidigen.

Berliner Zeitung

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