Paula öffnet die Tür nur einen Spalt weit. Es ist nicht klar, ob sie diese öffentliche Toilette nun benutzen möchte oder ob sie vor Ekel erstarrt. Es stellt sich heraus: Auf der Toilette sitzt bereits ein Pärchen. „Die rauchen da oder haben Sex“, sagt die Frau und lässt die Tür wieder zufallen.
Diese Toilette auf der Mittelinsel des Kottbusser Tors in Kreuzberg ist berühmt-berüchtigt. Sie ist seit zwei Jahren in Betrieb – und bei der Einweihung hat Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann von den Grünen dieses Häuschen noch als Vorzeigeprojekt gefeiert. Die Toilette sei ökologisch und aus Holz sowie gendergerecht, schrieb Herrmann damals auf Twitter. „Bääm, da ist das Ding“, jubelte sie. Es ging um fünf Jahre Planungszeit und etwa 50.000 Euro Planungskosten. Inzwischen ist der Platz ringsum genauso dreckig wie die Toilette. Und das Missoir, eine Art Hock-Urinal für Frauen, ist längst abgebaut. Aber die Latten unterm Dach sind noch in Regenbogenfarben gestrichen, und die Toilette ist noch immer kostenfrei.
Es ist ein Häuschen mit drei Toiletten nebeneinander, das im Schatten der U-Bahn-Brücke steht. Es ist eine Toilette nebst Pissoir ohne Strom- und Wasseranschluss. Nun sind ringsum Rattenlöcher. Wie ein Sprecher des Kreuzberger Bezirksamtes mitteilte, hat das Straßen- und Grünflächenamt eine Firma damit beauftragt, Bauzäune als „Schädlingsbekämpfungsmaßnahme“ am Kotti-Klo aufzustellen.

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