Berlin wird die Maskenpflicht in vielen Innenräumen wohl schon bald wieder einführen. Gesundheitssenatorin Ulrike Gote will dem Senat einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten. Im Einzelhandel, in Unis, Bibliotheken, Museen, Volkshochschulen und für „touristische Angebote in Innenräumen“ sollen dann wieder OP-Masken getragen werden.
Was halten die Berlinerinnen und Berlin von dieser Idee? Sind sie bereit für einen dritten Winter hinter der Maske?
Beatrice Barth befürwortet die geplante Maßnahme, die von der Senatorin mit den steigenden Infektionszahlen begründet wird. Barth steht am Mittwochnachmittag vorm Alexa-Einkaufszentrum. „Ich komme aus der Praxis und bin voll dafür. Ist der beste Schutz, den wir haben können. Es ist schwer für die alten Leute, aber das ist wirklich der beste Schutz, den wir haben“, sagt sie.

Ganz anders sieht das Emir Baris, der ebenfalls am Alexanderplatz unterwegs ist. Er glaube nicht an alles, „was in den Medien gesagt wird mit Corona und dass es so schlimm sein soll“, sagt er. Eine Maskenpflicht in Innenräumen halte er für „Schwachsinn“. Baris regt das Thema auf, er verstehe nicht, was die Maske bringen solle, sagt er. Werde Corona überhaupt über die Luft übertragen? Eine kleine Erinnerung nach fast drei Jahren Pandemie: Ja, leider.

Tanja Richrath kommt aus Nordrhein-Westfalen und ist mit ihrer 22-jährigen Tochter am Alexanderplatz unterwegs. Auch sie ist kein Masken-Fan. Sie sagt etwas resigniert: „Uns in NRW wird’s wahrscheinlich genauso betreffen.“ Aber sie halte von einer Maskenpflicht nicht viel, an den aktuellen Zahlen ändere die Maßnahme nichts, glaube sie.
Die Infektionszahlen steigen deutschlandweit wieder, in Berlin liegen sie derzeit noch niedriger als etwa in München. Dort wird vermutet, dass das Oktoberfest die Herbstwelle befeuert hat. Feiern in Innenräumen also – das soll in Berlin auch weiterhin ohne Maske möglich sein. Anders als ein Besuch im Shoppingcenter, wenn sich die Gesundheitssenatorin durchsetzt.
Die 79-jährige Hannelore Helm kommt gerade aus dem Urlaub und hat eine differenzierte Meinung zum Thema Maskenpflicht: „Ich finde, wenn, dann überall“, lautet sie. Helm sagt, sie habe es gerade bei ihrer Rückreise nach Berlin erlebt. „Auf dem Flughafen brauchte man eine Maske, im Flugzeug keine Maske. Dieses Durcheinander finde ich nicht gut.“ Wenn die Maskenpflicht zurückkomme, müsse sie zum Beispiel für alle Supermärkte gelten und nicht nach Belieben der Marktbetreiber. Das zumindest soll die neue Verordnung für Berlin sicherstellen.

Ein junger Mann, der sich nur als Sebastian vorstellt, hat wenig Zeit und bringt seine Ansicht kurz und knapp auf den Punkt: „Ich bin für die Maskenplicht. Wenn die Leute gesund bleiben, ist alles cool.“
Viele Passanten auf dem Alexanderplatz winken am Mittwoch ab, wenn man sie fragen will, was sie von einer Maskenpflicht halten. Nicht schon wieder dieses Thema, könnte das heißen. Einige regen sich auf. Andere sagen ganz gelassen, dass sie es begrüßen würden, wenn Masken in Innenräumen wieder Pflicht werden. Claudia Vorwerk zum Beispiel: „Die Zahlen steigen ja doch wieder. Kann ruhig kommen. Stört mich überhaupt nicht“, sagt sie. Auch Iris Scherer sieht es pragmatisch. „Wenn es nicht anders geht, muss es vielleicht wieder sein – aus Respekt vor anderen.“


