Im Park am Gleisdreieck, den täglich zahlreiche Berliner besuchen, ist seit einigen Tagen ein auffälliges Graffiti zu sehen. Auf einer öffentlich zugänglichen Fläche unter der ICE-Trasse ist ein Motiv gesprüht worden, das Polizisten in Uniformen mit Schweineköpfen darstellt.
Die Figuren wirken grimmig, ein Kind mit Palästinensertuch und gehüllt in eine Palästina-Fahne steht im Zentrum der Szene. Bei dem Kind läuft Blut aus der Nase, während bei einem der Polizisten Blut von der Faust tropft. Über dem gesamten Bild prangt in großen Buchstaben die englische Parole: „No Justice, no Peace“ – auf Deutsch: „Keine Gerechtigkeit, kein Frieden“. Dies geht aus einem Post der Gewerkschaft der Berliner Polizei hervor.
Wer das beschriebene Graffiti an der Wand angebracht hat, ist unklar. Den Hinweis auf das Motiv erhielt die Redaktion laut eigenen Angaben von einem Leser. Auch Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei Berlin (GdP), wurde das Bild gezeigt.
Jendro äußerte sich bestürzt über die Darstellung der Berliner Polizeibeamten sowie darüber, dass der Bezirk Kreuzberg freie Flächen für Sprühaktionen auch für solche Inhalte zur Verfügung stellt. In seiner Aussage betont Jendro: „Derartige Darstellungen sind entsetzlich, weil sie ein nicht belegbares Schubladendenken offenbaren und all unsere Kollegen diffamieren. (…) Der zuständige Bezirk sollte ein klares Zeichen setzen, dieses widerwärtige Graffiti entfernen und beweisen, dass man zu unseren demokratischen Werten und der Polizei steht. Wenn er es stehen lässt, zeigt das auch eine Haltung.“
Hass-Graffiti zeigt Beamte mit Schweineköpfen
Mittlerweile hat die Berliner Polizei laut einem Sprecher auf Anfrage mitgeteilt, dass Streifenbeamte das Motiv am vergangenen Sonntag entdeckt haben. Die Polizei teilte weiter mit: „Der Staatsschutz der Berliner Polizei hat die Strafwürdigkeit der Darstellung bejaht und nun Ermittlungen wegen Beleidigung gegen unbekannt eingeleitet.“ Bereits am darauffolgenden Montag sei von der Behörde die Anweisung ergangen, die Gesichter der dargestellten Beamten mit den Schweineköpfen zu übersprühen und weiß zu übermalen.
Klarer Verhaltenskodex für Graffiti-Wand
Für die umzäunte Wand, an der das Graffiti angebracht wurde, existiert ein klarer Verhaltenskodex. So ist darauf in Bezug auf gewünschte Malereien zu lesen: „Was an der Wand erwünscht ist: respektvoller Umgang miteinander und Spaß am Malen. Die Kunst, die entsteht, kommt allen Parkbesuchern zugute.“
Hinsichtlich unerwünschter Motive heißt es zudem: „Was an der Wand nicht erwünscht ist: Diskriminierende und respektlose Botschaften sowie das Malen mit metallic Farben (Chrom, Kupfer und Gold) – diese lassen sich nämlich nicht ohne weiteres übermalen.“
Dennoch bleibt die Frage offen, wie es dazu kam, dass das beschriebene Hass-Graffiti entstehen konnte. Auf Nachfrage der B.Z. wollte der Legacy-Geschäftsführer Ibo Omari keine Einschätzung zu dem Motiv abgeben und erklärte: „Von uns wird es dazu keinen Kommentar geben.“ Auch Tim Styrie, Sprecher des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg, das für den Park am Gleisdreieck zuständig ist, äußerte sich auf Anfrage lediglich dahingehend, dass die Pressestelle das Graffiti nicht bewerten könne.


