Eine Friedensbotschaft neben schlafenden Obdachlosen und rauem Spree-Gewässer: Unter der Moltkebrücke in Berlin-Mitte steht seit kurzem ein weißes Piano. Verantwortlich dafür ist die Organisation Piano-Bombing aus Hannover. Für die Berliner Allgemeinheit ist es das erste öffentliche Klavier; dabei soll es nicht bleiben.
Zehn Pianos an diversen Standorten sollen der Öffentlichkeit zugutekommen. Darum kümmert sich Sylvia Blume (56), die Leiterin von Piano-Bombing für Berlin. „Das Projekt ist eine Art von Kunst, eine Installation“, sagt sie und startet gleichzeitig einen Aufruf: „Wo möchten die Berliner gerne ein Piano stehen haben? Es sollte ein wettergeschützter Ort sein, wo die Nachbarn nicht gestört werden.“ Vorschläge nimmt sie gerne auf Instagram unter piano_bombing entgegen.
Piano Man als Schirmherr des öffentlichen Klaviers
Schirmherr der Aktion ist der Pianist Thomas Krüger aka Piano Man. Auf der Plattform YouTube hat er über 900.000 Follower. Sylvia Blume ist froh, ihn für die Aktion gewonnen zu haben und hofft auf weitere Künstler, die sich dem Projekt anschließen. Sie sagt: „Wir wollen regelmäßig Musikevents an den jeweiligen Standorten veranstalten und suchen Mitstreiter dafür.“
Für die Aktion werden gebrauchte Klaviere gekauft und künstlerisch aufgewertet. Das erste Berliner Piano wurde vom 26-jährigen Finn Stueven grafisch gestaltet. Das alte weiße Piano erstrahlt jetzt mit blauen, detaillierten Zeichnungen von Fröschen und anderen Wesen unter der Moltkebrücke.
Generell ist an diesem Standort sehr wenig los. Nur zwei Passanten kommen vorbei. Eine davon ist die 21-jährige Mathilda. Sie erzählt der Berliner Zeitung, was sie von der Aktion hält: „Jede Form von öffentlichen Möglichkeiten für Kunst und Musik ist wichtig. In einer Stadt wie Berlin besteht die Gefahr, dass solche Sachen schnell zerstört werden. Es muss sich regelmäßig jemand darum kümmern.“ Auch sie spielt Klavier und würde, einen öffentlichen Platz zum Üben nutzen. Dennoch läuft sie danach am Klavier vorbei, ohne in die Tasten zu hauen. So bleiben am Mittwochvormittag die Obdachlosen, die neben dem Klavier an diesem Tag ihren Schlafplatz gefunden haben, ungestört.


