Gemessen an den Mühen und der Zeit, die das Ganze gekostet hat, müsste etwas sehr Gutes herausgekommen sein. Doch nach dem Verhandlungsmarathon der Ampelkoalition hält sich die Begeisterung über den erzielten Kompromiss in engen Grenzen. Das gilt auch und besonders für das geplante Nachfolgeangebot zum 9-Euro-Ticket. Die angekündigte neue bundesweite Fahrkarte für den Nahverkehr, die zwischen 49 und 69 Euro pro Monat kosten soll, ist vielen zu teuer.
Doch diese und andere Kritik trifft nicht den Kern. Stattdessen sollte man den Blick auf andere Aspekte richten. Wenn das neue Nahverkehrsticket tatsächlich kommt (was noch nicht sicher ist), wird es nur wenigen Menschen nützen und falsche Anreize setzen.
Nur im Abonnement erhältlich
Klar ist: Das Sommermärchen, das den Deutschen mit dem 9-Euro-Ticket beschert wurde, ist endgültig vorbei. Das neue Tarifangebot, das die Koalition in Aussicht stellt, wird damit nicht zu vergleichen sein. Das liegt auch an den Bedingungen.
Während das 9-Euro-Ticket einzeln für jeden Kalendermonat gekauft werden konnte und damit auch Gelegenheitsfahrer ansprach, soll es die geplante neue Fahrkarte nur im Abo geben. Wer sie künftig nutzen möchte, muss sich mindestens zwölf Monate lang binden. Das wird neben dem höheren Preis eine weitere Zugangshürde bedeuten. Im Kommuniqué der Koalition steht auch, dass es sich um ein digital buchbares Abo-Ticket handeln soll. Ob das bedeutet, dass es nicht in Papierform zu haben sein wird, ist noch ungewiss. Wenn das so wäre, könnte sich das als weitere Hemmschwelle erweisen.
Bundesländer müssen Geld beisteuern
Auf jeden Fall wird es so sein, dass sich die Länder an den Kosten beteiligen müssen – mindestens mit anderthalb Milliarden Euro. Wer diese Passage in den Kompromiss hineinverhandelt hat, muss gewusst haben, dass er ein Hindernis aufbaut, das dieses Vorhaben verzögern, wenn nicht sogar zum Scheitern bringen könnte.
Während das 9-Euro-Ticket vor allem von Großstädtern genutzt wurde, zum Beispiel um Ausflüge zu unternehmen, hielt sich der Nutzungsgrad bei Landbewohnern in Grenzen. Auch wenn das Verkehrsangebot abseits der großen Städte oft besser ist als sein Ruf: Vielerorts ist es nicht so gut, dass es wirklich zum Umsteigen vom Auto anregt.
Flächenländer haben andere Probleme
Deshalb werden Flächenländer nicht ohne Weiteres Geld lockermachen, damit Großstadtbewohner auch künftig billig ans Meer oder ins Grüne reisen können. Im Gegenteil: Länder wie Brandenburg müssen erst einmal dafür sorgen, dass bei ihnen das Nahverkehrsangebot trotz exorbitanter Spritpreissteigerungen wenigstens aufrechterhalten werden kann. Während Politiker über Niedrigtarife sprechen, verschärft sich die Unterfinanzierung des Nahverkehrs. Angebotskürzungen drohen.
