Antisemitismus

Von der Uni in Gefahr gebracht? Lahav Shapira erhebt schwere Vorwürfe gegen FU Berlin

Die Freie Universität habe jüdische Studenten animiert, antisemitische Poster selbst zu entfernen, sagt Shapira. Er wurde in Berlin von einem Mitstudenten brutal zusammengeschlagen.

Der Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin in Dahlem
Der Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin in Dahlemwww.imago-images.de

Vor drei Wochen wurde der jüdische Student Lahav Shapira in Berlin-Mitte auf der Straße zusammengeschlagen. Als Angreifer erkannte er einen Mann, der wie er selbst an der Freien Universität Berlin ein Lehramtsstudium absolviert. In einem Interview mit der Zeitung Welt hat der 30-Jährige nun über den Überfall berichtet – und schwere Vorwürfe gegen seine Universität erhoben.

Shapira schildert, wie er eine Bar gemeinsam mit einer Freundin verließ und von dem Mann angesprochen wurde. Der habe gefragt, ob er Lahav Shapira sei. „Dann sagte er, dass ich es sei, der Plakate an der Uni abreißt, und das nicht in Ordnung sei.“ Shapira habe an der FU Plakate entfernt, auf denen die Gründung Israels als „Landraub“ bezeichnet worden sei, schreibt die Welt. Der Mann habe ihn dann mit der Faust ins Gesicht geschlagen und ihn auch ins Gesicht getreten, als er schon am Boden gelegen habe.

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Lahav Shapira erlitt mehrere Knochenbrüche im Gesicht und eine Hirnblutung, er trägt jetzt Metallsätze im Gesicht. Ein Foto zum Interview zeigt ihn im Krankenhaus: Die mehrfach gebrochene Nase ist bandagiert, das Gesicht stark angeschwollen und rot und blau verfärbt, die Augen sind zugeschwollen.

FU Berlin: Jüdische Studenten vorgeschickt?

Bei dem Täter, der Shapira so zugerichtet hat, soll es sich um den 23 Jahre alten Mustafa A. handeln. Shapira sagte der Welt, dass er den Mann unter anderem aus einer WhatsApp-Gruppe für Lehramtsstudenten kenne. Schon in dieser Gruppe sei er antisemitisch beschimpft worden, so Shapira weiter.

Die Leitung der FU Berlin habe „den israelfeindlichen Gruppen viel zu viel Spielraum gewährt“, sagt Lahav Shapira. Jüdische Mitstudenten und er selbst hätten das Präsidium schon lange vor dem Angriff aufgefordert, die Gruppen „zumindest zu beobachten“. Bei einem Gespräch mit dem Präsidium der FU seien Lösungsansätze versprochen worden, „dann wurden wir ignoriert“.

Besonders ein Vorwurf von Shapira wiegt schwer: Die jüdischen Studenten seien von der Unileitung „animiert“ worden, „Plakate oder Schmierereien selbst zu entfernen“. Man sei „vorgeschickt“ worden, „weil die Uni sich offenbar nicht traut, sich darum zu kümmern“. Wie gefährlich das war, habe nun der Angriff auf ihn gezeigt.

Nach dem Angriff habe sich die FU Berlin einmal bei ihm gemeldet, so Shapira weiter. Er musste die Uni kontaktieren, um eine Klausur zu verschieben, weil er so schwer verletzt war.