Kolumne

Käfer am Hochhaus: Wie hoch fliegen Mücken und Co. eigentlich?

Die Frage stellt sich auch in der Großstadt, wenn in der 13. Etage ein Insekt an der Scheibe entlangspaziert. Unser Kolumnist ist heute auf den Käfer gekommen.

Ein Insekt läuft über eine Scheibe in der 13. Etage eines Hochhauses mitten in Berlin.
Ein Insekt läuft über eine Scheibe in der 13. Etage eines Hochhauses mitten in Berlin.Jens Blankennagel/Berliner Zeitung

Draußen an der Fensterscheibe läuft tatsächlich ein Käfer entlang. Das ist recht ungewöhnlich in dieser Höhe: Immerhin geht es um die 13. Etage. Was macht der Käfer hier in etwa 60 Metern Höhe in Berlin-Mitte, und wie hoch können Insekten eigentlich fliegen?

Ein Fachmann schaut sich das Foto des Tieres an und geht davon aus, dass es kein Käfer ist, sondern wohl eher eine Rotbeinige Baumwanze. Die sind überall dort, wo Bäume sind, und ein Stadtbaum kann schon mal 20 Meter hoch werden. Von dort oben, von der Spitze der Baumkrone, ist es dann gar nicht mehr sooo weit bis hier oben.

Grundsätzlich halten sich Insekten meist dort auf, wo es Pflanzen gibt und auch Nahrung. Beispielsweise fliegen Mücken am liebsten nur 50 Zentimeter über dem Boden herum, weil sie dort Beute finden. Sie fliegen meist nicht höher als 15 Meter hoch, denn weiter oben ist der Wind zu stark für die kleinen Biester. Aber von warmen thermischen Winden können sie auch mal 100 Meter hoch getragen werden.

Doch diese Wanze hat sich wohl verlaufen auf der Suche nach einem Blatt und bewegt sich nun in Regionen, die nicht ihre sind. Aber auch wir tauchen ja ab und an mal in einen See, obwohl wir keine Fische sind.

Insekten kommen auch in großer Höhe vor, zum Beispiel bis zur Baumgrenze in den Alpen, die bei etwa 1500 Metern liegt.

Käfer könnten vielleicht vor Waldbränden warnen

Und auch in Berlin sind in Parks und Wäldern immer wieder kleine Spinnenfäden zu sehen, die schon mal im Gesicht hängen bleiben. Sie stammen von jungen Spinnen, die irgendwo oben sitzen, einen meterlangen Faden absondern, der dann vom Wind erfasst wird und die Spinnen viele Hundert Meter in die Höhe tragen kann und auch viele Kilometer weit. So erobern die winzigen Tiere neue Lebensräume. Eine sehr effektive Form des Reisens und ganz umweltfreundlich.

Ein seltener Käfer kommt nun auch in Berlin wieder häufiger vor: der Schwarze Kiefernprachtkäfer. Manchmal scheint die Population über Jahre wie ausgestorben, dann wächst sie wieder extrem an. Denn um sich zu vermehren, benötigt der Käfer nämlich Waldbrände, so wie im vergangenen Sommer im Grunewald. Wenn die Flammen lodern, fliehen alle Tiere, die es schaffen. Auch die Insekten. Außer der Prachtkäfer, der in den verkohlten Bäumen seine Eier ablegt.

Die Käfer riechen die Waldbrände aber nicht, sondern spüren über Infrarotsensoren am Körper, wenn es irgendwo sprunghaft wärmer wird. Das soll auch 80 Kilometer vom Feuer entfernt funktionieren. Nun wird geforscht, ob die Menschen die Fähigkeit als Frühwarnsystem nutzen können. Das würde den Wäldern rings um Berlin helfen: Denn Brandenburg ist das Bundesland mit den meisten Waldbränden.