Nahost

Israelin in Berlin: „Wenn ich poste, dass Kinder in Gaza sterben, ist das für viele schon ein Politikum“

Eine Israelin und eine Palästinenserin bauen von Deutschland aus Zelte und Toiletten in Gaza. Im Interview beklagen sie ein Schwarz-Weiß-Denken in der deutschen Nahost-Debatte.

Die Palästinenserin Seba Abudaqa aus München (l.) und die Israelin Tom Kellner aus Berlin (r.) leiten die Hilfsorganisation Clean Shelter.
Die Palästinenserin Seba Abudaqa aus München (l.) und die Israelin Tom Kellner aus Berlin (r.) leiten die Hilfsorganisation Clean Shelter.Fritz Beck für Berliner Zeitung, Jordis Antonia Schlösser/Ostkreuz

Tom Kellner und Seba Abudaqa sind Freundinnen. Die Länder, aus denen sie stammen, sind verfeindet. In Deutschland haben die Israelin und die Palästinenserin Clean Shelter gegründet, eine Hilfsorganisation, die Menschen in Gaza Zelte, Trinkwasser und Toiletten zur Verfügung stellt. Kennengelernt haben sie sich am 8. Oktober 2023, einen Tag nach dem Massaker der Hamas in Israel.

Frau Kellner, Sie kommen aus Israel, sind vor neun Jahren nach Berlin gezogen. Warum?

Kellner: Hauptsächlich aus politischen Gründen. Ich wollte nicht mehr in Israel leben. Als meine Tochter 2014 geboren wurde, hatte gerade der Gazakrieg begonnen. Ständig heulten Sirenen, Raketen flogen auf Tel Aviv. Meldungen von toten Kindern in Gaza nahmen zu. Diese Kombination – ein eigenes Kind zu bekommen, während eine Stunde entfernt Kinder sterben – hat in mir das Gefühl ausgelöst, dass es reicht, dass ich wegmuss.

Berliner Zeitung

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