INSM-Bildungsmonitoring 2022

Bildungsranking: Berlin und Brandenburg weit unter Mittelmaß

Bildung ist seit Jahrzehnten auf der politischen Agenda ganz oben. In Berlin bleibt es trotz leichter Verbesserung bei einer schlechten Durchschnittsnote.

Schulkinder am Tablet
Schulkinder am Tabletdpa/Julian Stratenschulte

Die gute Nachricht zuerst: Berlin hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht verschlechtert – sondern verbessert. Berlin liegt im Bildungsmonitoring auf Platz elf und konnte damit zwei Plätze gut machen, Brandenburg konnte sich von Platz 14 auf Platz 13 verbessern. Dass ostdeutsche Bundesländer nicht zu den schlechtesten Bildungsländern gehören, zeigen Sachsen mit Platz eins und Thüringen mit Platz drei. Da in einem Ranking einer den letzten Platz einnehmen muss, belegt in diesem Jahr das Bundesland Bremen den 16. Platz.

In der Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) wird Berlin lobend erwähnt: Berlin weist in den Handlungsfeldern Betreuungsbedingungen, Förderinfrastruktur, Forschungsorientierung, Internationalisierung und Digitalisierung Stärken auf.

Ranking, INSM-Bildungsmonitor 2022
Ranking, INSM-Bildungsmonitor 2022INSM-Bildungsmonitor

Lob und Tadel für Berlin

Die Studienmacher loben, dass die Betreuungsrelationen (Kinder/Jugendliche je Lehrer) gut sind. In Berlin gibt es den höchsten Anteil an Bildungsausländern unter den Studierenden, und viele Jugendliche lernen in der Berufsausbildung Fremdsprachen. Bei der Digitalisierung kann Berlin punkten. In dem neu eingeführten Handlungsfeld landet Berlin auf dem sechsten Platz, und bei der Verfügbarkeit von schnellem WLAN an Schulen ist Berlin vergleichsweise gut. Laut Bericht hat Berlin inzwischen eine der höchsten positiven Bildungsdynamiken in ganz Deutschland.

Festgestellt wurde, dass Berlin sehr viele Defizite hat. Verbesserungspotenzial besteht in den Handlungsfeldern Berufliche Bildung, Bildungsarmut und Schulqualität. Der Anteil unversorgter Jugendlicher ist weiterhin hoch. Auch bei den Schulabgängern sieht es nicht rosig aus. Viele Jugendliche erreichen nicht die Mindeststandards an Kompetenzen, und die Schulabbrecherquote ist ebenfalls hoch. Die durchschnittlichen Kompetenzen in Mathematik und Naturwissenschaften sind niedriger als in vielen anderen Bundesländern.

Dass es Probleme gibt, will die Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) nicht abstreiten. Sie selbst ist erst seit fast einem Jahr im Amt – einem Amt, das seit 1996 von der SPD geführt wird:

„Auch das neue Schuljahr wird kein normales Schuljahr, zu vielfältig sind die Herausforderungen durch die Pandemie und durch die Auswirkungen des schrecklichen Angriffskrieges auf die Ukraine. Der bundesweite Lehrkräftemangel macht uns zusätzlich zu schaffen. Doch wir starten gut vorbereitet in das neue Schuljahr. Wir werden die Schulen bestmöglich unterstützen und für Entlastung sorgen. Das ist mir ganz wichtig. Flächendeckende Schulschließungen wollen wir in diesem Schuljahr nicht zulassen, dafür werde ich mich mit Nachdruck einsetzen. Ich danke den Schulleitungen, Lehrkräften, Erzieherinnen und Erziehern sowie dem weiteren Schulpersonal ausdrücklich für ihr großes Engagement in schwierigen Zeiten. Die neuesten Ergebnisse des Bildungsmonitors 2022 zeigen, dass das Berliner Bildungssystem grundsätzlich auf einem guten Weg ist und nun im bundesweiten Vergleich auf Platz 11 kommt und bei der Digitalisierung sogar schon auf Platz 6. Klar ist aber auch, dass noch eine Menge Arbeit vor uns liegt.“

Die Opposition sieht das Bildungsmonitoring als Steilvorlage, um mit der Bildungspolitik der rot-grün-roten Koalition abzurechnen. Paul Fresdorf, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin, zum INSM-Bildungsmonitor 2022:

„Das Ergebnis der Studie ist schwach. Die Baustellen an den Berliner Schulen sind seit vielen Jahren bekannt und wurden immer noch nicht ausreichend angegangen. Platz 11 von 16 – da kann an den Schulen der Hauptstadt nicht viel passiert sein, obwohl Berlin sich ein wenig verbessert hat. Es zeigt, dass Senatorin Busse bis heute eher den Mangel verwaltet hat, anstatt endlich zu gestalten und dringend zu verbessern. Es muss sofort gegengesteuert werden, damit die ständigen schlechten Nachrichten über die Berliner Bildungspolitik der Hauptstadt als Standort und allen, die mit Schule in Berlin zu tun haben, nicht weiter schaden. Die FDP-Fraktion wird sich weiterhin für ein besseres Bildungssystem in Berlin einsetzen. Wir brauchen endlich weltbeste Bildung. Dazu haben wir u. a. Vorschläge gemacht, wie Schulen sich mehr selbst- und eigenständig organisieren können. Es geht hier um die Zukunft unserer Kinder, die aufgrund der Pandemie schon so viel Zeit und Wissen verloren haben. Leider hat das RGR bis heute nicht verstanden.“