Frauenfußball-WM

Für queere Feministinnen und alle anderen: Wo gibt es Public Viewing in Berlin?

Ein queer-feministischer Berliner Sportverein hat ein Public Viewing für FLINTA*s organisiert – mit Einmaligkeitscharakter. Dabei hat die Frauenfußball-WM gerade erst angefangen.

Manchmal wollen Frauen beim Fußballschauen auch gern unter sich sein.
Manchmal wollen Frauen beim Fußballschauen auch gern unter sich sein.Paul Zinken/dpa

Am Donnerstag um 12 Uhr deutscher Zeit trifft die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft in ihrem dritten Gruppenspiel bei der diesjährigen Weltmeisterschaft auf Südkorea. Überall in Berlin treffen sich Menschen, um gemeinsam das Spiel anzuschauen – häufig bei organisierten Public Viewings. Lautes Anfeuern, viel Bier, wehende Nationalflaggen und schlaue Fußballsprüche sind Dinge, die immer wieder im Kontext von Public Viewings bei Fußballspielen auftreten. Dort fühlen sich nicht alle wohl, vor allem Frauen, Lesben, Trans-, Inter-, Nicht-Binäre, A-gender Personen, kurz: FLINTA*s. Deshalb haben sie sich sogenannte sichere Orte geschaffen.

Sofie Goetze von Seitenwechsel e.V., einem Berliner Sportverein für FLINTA*s, sagt jedenfalls, dass Berlin oft als so weltoffene Stadt präsentiert werde. „Die Stadt ist aber noch nicht so weit wie oft behauptet.“ Gerade im Fußball falle es Menschen wie ihr schwer, Platzzeiten zu bekommen. „Und dann sind da oft noch Typen drauf, die nicht gehen wollen, obwohl wir Training haben.“ Es fängt im Kleinen und Lokalen an und geht bis ins Große: „Die Prämien sind total unterschiedlich und es war lange unsicher, ob die Frauenfußball-WM überhaupt übertragen wird.“ Die Gleichberechtigung ist noch nicht erreicht und daher sei es Goetze zufolge notwendig, Safe Spaces zu kreieren. Zum Beispiel beim Public Viewing.

Ein sicherer Ort zum Fußballschauen

Der große Unterschied beim FLINTA*-Public-Viewing, welches Seitenwechsel e.V. gemeinsam mit dem Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg zum letzten Spiel der DFB-Frauen organisiert hatte, bestand darin, dass vor Ort ein Awareness-Team anwesend war und Sensibilisierungsarbeit geleistet wurde. Außerdem gab es wenig Nationalflaggen, Workshops, Vernetzungsmöglichkeiten und viele inhaltliche Beiträge, um über die Situation von FLINTA*s im Frauenfußball aufmerksam zu machen.

Der Verein Seitenwechsel e.V. hat in Kooperation mit dem Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg ein FLINTA* Public Viewing organisiert.
Der Verein Seitenwechsel e.V. hat in Kooperation mit dem Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg ein FLINTA* Public Viewing organisiert.Seitenwechsel e.V.

Es war das erste Mal, dass Sofie Goetze mit ihrem kleinen Team ein solches Event veranstaltet hatte – und sie wurde vom Ansturm überrascht: „Wir haben mit etwa 200 Menschen gerechnet, bei 560 Leuten haben wir dann aufgehört zu zählen.“ Und tatsächlich sei der Kreis sehr geöffnet worden: „Es kamen viele externe und interessierte Menschen“.

So gut das FLINTA*-Public-Viewing angenommen wurde, so schnell ist es auch schon wieder zu Ende gewesen. „Wir haben viele Rückmeldungen bekommen, die Beiträge waren durchweg positiv und die Nachfrage nach weiteren Events sehr groß“, sagt Goetze. Aber eben weil das Team um Goetze so klein ist, kann es weitere FLINTA*-Public-Viewings während der WM nicht mehr anbieten. „Der Bedarf ist riesig, aber es muss mehr Angebote geben und vor allem mehr Fördermöglichkeiten.“ Auch die Einschaltquoten sind deutlich besser als gedacht: Das Spiel am Sonntag zwischen Deutschland und Kolumbien sahen mehr als 10 Millionen Zuschauer im Fernsehen. 

Eine Möglichkeit für FLINTA*s, um in Berlin zumindest ein paar Spiele der Fußball-WM sicher zu schauen, gibt es aber doch: Vom 16. bis 20. August findet im Willy-Kressmann-Stadium in Berlin-Kreuzberg das Discover Football Festival – feminist perspectives statt. Dieses Jahr liegt der Fokus auf den Chancen und Herausforderungen der Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit des Frauenfußballs. Neben zahlreichen Podiumsdiskussionen und Raum für Workshops und Austausch gibt es auch Public-Viewing-Veranstaltungen für die Halbfinals, das Spiel um Platz drei und das Finale.


Weitere Orte, an denen die Fußballweltmeisterschaft übertragen wird: Play Off Ostbahnhof, Am Ostbahnhof 9 (Friedrichshain), Sommergarten Jungfernheide, Heckerdamm 260 (Charlottenburg), Brlo-Biergarten Schöneberger Straße 16 (Kreuzberg), Denk-Mal-Lounge Auguststraße 92, (Mitte), Strandbad Wendenschloss, Möllhausenufer 30 (Köpenick), Tante Käthe, Bernauer Straße 63–64 (Prenzlauer Berg), FC Magnet Bar Veteranenstraße 26 (Mitte), Walhalla Krefelder Straße 6, Moabit