Umwelt

Fischsterben in Berlin: Tote Tiere treiben im Landwehrkanal

Derzeit wird in Polen eine Wiederholung des Fischsterbens vom vergangenen Sommer befürchtet. Was ist die Ursache für die toten Tiere in Berlin? 

Der Landwehrkanal gilt seit jeher als „Kloake Berlins“: auch wenn dort Schwäne schwimmen.
Der Landwehrkanal gilt seit jeher als „Kloake Berlins“: auch wenn dort Schwäne schwimmen.Christian Schulz

Am Sonntag wurde im Landwehrkanal in Berlin ein Fischsterben festgestellt. Etliche tote Fische trieben auf der Wasseroberfläche. Das sorgt derzeit für gesteigerte Aufmerksamkeit, weil es im vergangenen Jahr ein großes Fischsterben in der Oder in Polen gegeben hat. Damals war das Massenwachstum einer Alge für das Fischsterben verantwortlich. Vor einigen Tagen wurden in einem Nachbarkanal der Oder wieder tote Fische gefunden, aber einen Zusammenhang mit den tödlichen Algen konnten die Behörden bislang nicht feststellen.

In Berlin ist die Ursache offensichtlich eine ganz andere. „Wir gehen davon aus, dass es mit dem Starkregenereignis am Sonnabend zu tun hat“, sagte Björn Röske, der Sprecher des zuständigen Wasserstraßenamtes Spree-Havel, der Berliner Zeitung. Wenn zu viel Regen in zu kurzer Zeit fällt, können die Abwasserleitungen die großen Mengen nicht so schnell aufnehmen, deshalb fließt sehr viel Regenwasser einfach so in die Flüsse, Seen und Kanäle. „Durch das viele zusätzliche Wasser ist weniger Sauerstoff im Kanal.“ Das wird dann zum Problem für manche Fische. Betroffen sind nach Angaben des Senats auch der Neuköllner Schifffahrtskanal und der Teltowkanal. Denn dort ist die Fließgeschwindigkeit am geringsten. In der Spree ist die Fließgeschwindigkeit höher, deshalb kommt es dort nicht zum Fischsterben.

„Es sind bislang zweieinhalb Kubikmeter tote Fische geborgen worden“, sagte Derk Ehlert von der Senatsumweltverwaltung. Das liege unterhalb des Wertes bei vergleichbaren Wettereignissen in anderen Sommern. „Aber jeder tote Fisch ist einer zu viel.“ Bis zum Dienstag seien noch zwei Schiffe unterwegs, um tote Fische zu bergen.

Solche Fälle von plötzlichem Fischsterben hat es in den vergangenen Jahren immer wieder nach Starkregen gegeben. Im Jahr 2017 wurden tonnenweise tote Fische aus dem Landwehrkanal geborgen. Auch damals hieß es, massive Regenfälle hätten zu viele Schadstoffe von den Straßen mitgeführt, und das stark verunreinigte Wasser sei in den Kanal gelangt. Wenn die Schadstoffe im Wasser von Bakterien zersetzt werden, wird viel Sauerstoff verbraucht, der manchen Fischen dann fehlt.

Ist der Landwehrkanal die „Kloake Berlins“?

Das Problem ist seit Jahren bekannt, deshalb gibt es ein Belüftungsschiff, das Sauerstoff ins Wasser leitet. Der Senat schaffte das bundesweit einmalige Schiff 1995 an, weil der Landwehrkanal schon immer als „Kloake Berlins“ galt und nur so die Probleme besser in den Griff zu bekommen sind.

„Doch momentan ist das Schiff noch nicht einsatzbereit“, sagte Derk Ehlert von der Senatsumweltverwaltung. Es werde aber hoffentlich ab Ende der Woche wieder fahren können. Das Belüften hätte in diesem Fall allerdings auch nichts gebracht. „Dieses Mal hat es etwa sieben Wochen nicht geregnet“, sagte Ehlert. Dadurch waren die Straßen auch noch voller Blüten, und Unmengen organischen Materials wurden in die Gewässer gespült.

Da das Problem seit Jahren immer wieder auftritt, wird auch an einer Lösung gearbeitet. Die Berliner Wasserbetriebe erweitern das Netz an unterirdischen Rückhaltebecken. Das Ziel ist, dass ab 2030 möglichst viel von dem Wasser, das überirdisch anfällt – auch bei Starkregen –, erst einmal aufgefangen, zwischengespeichert und gereinigt wird, damit es nicht ungefiltert in die Flüsse oder Kanäle gelangt.