Berlin-Fahren ohne gültigen Fahrschein – das ist am 22. September in Berlin erlaubt. Am vierten Mittwoch des kommenden Monats dürfen alle Nahverkehrsmittel im Stadtgebiet, dem Tarifbereich Berlin AB, kostenfrei genutzt werden. Dazu zählen die Bahnen und Busse der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sowie die Züge der S-Bahn Berlin und der Regionalverkehrsbetreiber in Berlin. Das teilte Senatorin Regine Günther (Grüne) am Donnerstag im Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses mit.
Weil am 22. September in Berlin keine Tickets gelöst werden müssen, rechnet der Senat mit Einnahmeausfällen. Günther bezifferte sie mit 800.000 Euro. „Über die Höhe der Ausgleichszahlung sind wir mit der BVG im Gespräch“, sagte die Verkehrssenatorin. Wie viel die S-Bahn, DB Regio und die anderen Betreiber erhalten, kam nicht zur Sprache.
Ob mehr Bahnen fahren, ist noch nicht entschieden
Auf die Frage des Linken-Abgeordneten Kristian Ronneburg, ob die Verkehrsbetriebe am fahrscheinlosen Tag mehr Kapazität zur Verfügung stellen werden, antwortete Günther: „Das sieht nicht schlecht aus.“ Vereinbart sei aber bislang noch nichts. Während der jüngsten Lokführerstreiks sah sich die BVG außer Stande, mehr Busse und Bahnen einzusetzen.
Der fahrscheinlose Tag am 22. September geht auf SPD, Linke und Grüne zurück. Im vergangenen Jahr beschloss das Abgeordnetenhaus auf ihre Initiative hin, dass sich das Land Berlin am europaweiten autofreien Tag beteiligt. „An diesem Tag sollen mit sichtbaren Aktionen und Maßnahmen die Stärken des Umweltverbundes und die damit verbundenen Vorteile für die Bürgerinnen und Bürger in den Vordergrund gestellt werden“, hieß es in dem Antrag der Koalition aus dem Februar 2020, den das Parlament mehrheitlich beschloss. „Als eine erste künftig jährlich wiederkehrende Maßnahme wird an diesem Tag ein fahrscheinloser Tag eingeführt, das heißt die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs wird entgeltfrei erfolgen.“
Von einer Ausweitung auf Brandenburg ist nun nicht mehr die Rede
Allerdings geht es in dem Beschluss nicht nur um Berlin, sondern auch um das angrenzende Land Brandenburg. „Darüber hinaus wird der Senat Gespräche im Rahmen des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) aufnehmen, mit dem Ziel, künftig jährlich einen fahrscheinlosen Tag im Gebiet des gesamten Verkehrsverbunds zu realisieren“, so der Parlamentsbeschluss von 2020.
Doch die Ausweitung gestaltet sich wie erwartet schwierig. Die Brandenburger Verkehrsunternehmen werden vom Land traditionell kurz gehalten, Spielräume für Nulltarif-Aktionen haben sie nicht. Eine Ausweitung der kostenfreien Beförderung auf das Land Brandenburg sei nicht möglich, bestätigte die Verkehrssenatorin am Donnerstag im Ausschuss. „Das Land und die Verkehrsunternehmen wollen die damit verbundenen hohen Kosten nicht tragen“, erklärte die Grünen-Politikerin.
In dem Beschluss des Abgeordnetenhauses ist auch davon die Rede, am 22. September Straßen in Berlin den Fußgängern vorzubehalten. Zitat: „In Zusammenarbeit mit den Bezirksämtern und der Zivilgesellschaft sollen an diesem Tag Straßen oder Straßenabschnitte zu autofreien Zonen erklärt werden, zum Beispiel die Friedrichstraße oder der Kurfürstendamm.“ Zahlreiche Städte in Europa sperren ihre Zentren für die Dauer dieses Tages für den gesamten motorisierten Verkehr oder gestalten autofreie Zonen, wie beispielsweise die Stadt Paris, hieß es.
Zahlreiche Spielstraßen am autofreien Tag geplant
Die Friedrichstraße ist im Rahmen eines Verkehrsversuchs, dessen aktuelle Etappe bis Ende Oktober 2021 dauern soll, auf einem Abschnitt bereits autofrei geworden. Für den Kurfürstendamm ist keine Unterbrechung des Autoverkehrs geplant. Dafür wird es an diesem autofreien Tag dezentral Sperrungen geben. Auf Bezirksebene werden am 22. September zahlreiche Abschnitte zu Spielstraßen umgewidmet, teilte Günthers Sprecherin Constanze Siedenburg mit.


