Mobilität

Fahrgäste fordern: Baut die S-Bahn nach Falkensee endlich wieder auf!

Vor mehr als drei Jahrzehnten fiel die Mauer. Doch die einstige S-Bahn-Verbindung kehrte noch nicht wieder zurück. Im Gegenteil: Das Projekt steht auf der Kippe.

Ein Zug der Linie S9 2019 unterwegs von Spandau nach Schönefeld. Seit 1998 fahren wieder S-Bahnen in den westlichsten Bezirk. Von 1951 bis 1961 gab es auch eine Verbindung nach Falkensee.
Ein Zug der Linie S9 2019 unterwegs von Spandau nach Schönefeld. Seit 1998 fahren wieder S-Bahnen in den westlichsten Bezirk. Von 1951 bis 1961 gab es auch eine Verbindung nach Falkensee.imago/Jürgen Heinrich

Als 1961 die Mauer gebaut wurde, endete der S-Bahn-Verkehr nach Falkensee. Seit mehr als drei Jahrzehnten ist die DDR-Grenzbefestigung Vergangenheit – doch die S-Bahn ist immer noch nicht in die inzwischen fünftgrößte Stadt Brandenburgs zurückgekehrt. Stattdessen wurde bekannt, dass dem geplanten Wiederaufbau der S-Bahn von Berlin in den Landkreis Havelland das Aus droht. Nun hat der Fahrgastverband IGEB Stellung bezogen. Er forderte am Mittwoch: „S-Bahn nach Falkensee endlich bauen!“

Wie berichtet ist das Projekt, die S-Bahn über Berlin-Spandau hinaus in den Falkenseer Stadtteil Finkenkrug zu verlängern, einer Nutzen-Kosten-Untersuchung unterzogen worden. Sie ergab, dass sie zwischen Falkensee und Finkenkrug unwirtschaftlich wäre, so der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB). Falkensee sei dünn besiedelt, zudem gebe es dorthin bereits ein leistungsstarkes Angebot im Regionalverkehr, so Gutachter.

Auch der Westen des Berliner Bezirks Spandau würde profitieren

Laut Senat wird der 6,6 Kilometer lange Abschnitt zwischen Berlin-Spandau und Falkensee noch geprüft. Doch die Bedenken, die im Brandenburger Ministerium für Infrastruktur geteilt werden, gelten sinngemäß auch für ihn. Damit steht das S-Bahn-Projekt, das eigentlich Teil des Investitionsprogramms i2030 werden sollte, auf der Kippe. Dabei hatte eine 2006 veröffentlichte Wirtschaftlichkeitsuntersuchung noch ergeben, dass sich der Nutzen auf das Anderthalbfache der Kosten summieren würde.

Es gebe viele Argumente dafür, die S-Bahn-Verbindung wieder einzurichten, entgegneten Christfried Tschepe und Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband. „Warum sollen sich die Havelländer mit Regionalbahnen begnügen, wenn die Oranienburger, Erkneraner und Potsdamer die Vorteile beider Systeme nutzen können?“, fragen sie. „Nur mit der S-Bahn wird eine gute Erschließung des schon heute dicht besiedelten Havellandes erreicht, wird es auf Spandauer Gebiet weitere Bahnhöfe geben, um den Spandauer Westen mit seinen Großwohnsiedlungen zu bedienen.“

Die S-Bahn fährt bis spät in die Nacht

Während Regionalzüge vom übrigen Verkehr zuweilen negativ beeinflusst werden, fahre die S-Bahn auf eigenen Gleisen, so der Verband weiter. Deshalb sei sie pünktlicher und zuverlässiger, auch fahre sie bis in die Nacht im festen Takt. Hinzu komme, dass der Bahnhof Spandau für Regional- und Fernzüge ein Nadelöhr sei. Um mit dem geplanten 49-Euro-Monatsabo und anderen Maßnahmen mehr Menschen für den öffentlichen Verkehr zu gewinnen, müssen Infra­struktur und Verkehrsangebot verbessert werden. „Das wird im Havelland nur mit der Verlängerung der S-Bahn gelingen“, so die IGEB.

Der Verband fordert eine umgehende Entscheidung zugunsten einer Verlängerung der S-Bahn nach Falkensee, das immerhin 45.000 Einwohner habe. Der Trassenabschnitt nach Finkenkrug müsse zumindest freigehalten werden. Das Programm i2030 sei die „letzte Chance“, damit das Projekt umgesetzt wird.