Berlin-Inwieweit die Batteriefabrik von Tesla in Grünheide tatsächlich bereits fertiggestellt ist, können Laien nicht sagen. Die Hülle der großen Werkhalle auf dem Tesla-Gelände östlich des Berliner Rings steht längst. Aus dem riesigen Fenster zur Straße hin sind die Rufe von Arbeitern zu hören. Dort wird weiter fleißig gearbeitet. Maschinen stehen sicher noch nicht darin. Am Wochenende gab es einen Info-Tag von Tesla, und die Arbeiter erzählten: Die Tesla-Batteriefabrik solle noch in diesem Jahr eröffnet werden.
Doch daraus wird offenbar nichts, das berichtet das Wall Street Journal. Die Zeitung beruft sich auf einen Insider und schreibt: Die Batteriefabrik in Grünheide wird vorerst nicht eröffnet. Der Grund klingt nachvollziehbar: US-Präsident Joe Biden hat im August ein neues Gesetz namens Inflation Reduction Act unterschrieben, das auch steuerliche Anreize für die heimische Produktion von Elektroautos vorsieht. Es geht um viele Milliarden Dollar.
Es heißt, dass Käufer von E-Autos in den USA künftig eine Steuergutschrift von 7500 Dollar bekommen, wenn ihre neuen Autos mit bestimmten Batterien versehen sind. Ein entscheidendes Merkmal: Sie müssen vollständig in den USA produziert worden sein.
Deshalb wolle Tesla nun die Produktion von seiner bislang einzigen europäischen Fabrik in Grünheide in die USA verlagern. Ein weiterer Grund für die Verschiebung des Starts sollen die hohen Energiepreise in Europa sein. Offizielle Bestätigungen gibt es dafür nicht. Aber die 7500 Dollar Steuervorteil pro Auto sind etwa ein Drittel des Kaufpreises für ein Tesla-Modell. In Grünheide werden weiterhin Autos gebaut - mit Batterien aus China. Aber wenn die große Halle rechts neben der Fabrik nun vorerst keine Batteriefabrik wird, kommen auch die 2000 Arbeitsplätze nicht, die dort entstehen sollten.
„Großer Vorteil für die Natur“
Thomas Löb von der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) in Brandenburg gehört zu den Hauptkritikern des Tesla-Standortes. Die Kritik lautet: Die riesige Fabrik, in der bis zu 500.000 Autos pro Jahr gebaut werden sollen, passe nicht zu einem Trinkwasserschutzgebiet, auf dem die Gebäude zu großen Teilen errichtet wurden. Außerdem sei nicht klar, wie die Fabrik mit Wasser versorgt werden soll.

„Für die Natur wäre es unbestritten ein großer Vorteil, wenn die Batteriefabrik nicht gebaut wird“, sagte Löb der Berliner Zeitung. „Denn das Gefahrenpotenzial für das Grund- und Trinkwasser ist bei einer Batterieproduktion noch einmal deutlich höher.“ Bei einem Unfall wären die Auswirkungen viel dramatischer. Das Trinkwasser von einer Million Bürgern in Brandenburg und Berlin sei potenziell in Gefahr.
In der Batterieproduktion werde mit viel gefährlicheren Materialien gearbeitet, sagte Löb. Er nannte auch ein plastisches Beispiel: Batterien können viel schneller in Brand geraten als die Metallteile der Karossen, die in der benachbarten Halle produziert werden.
Musk nennt Grünheide einen Geldverbrennungsofen
Die eigentliche Autofabrik wurde bereits im März in Grünheide eröffnet. Doch es läuft nicht so, wie Elon Musk, der reichste Mann der Welt, es sich erhofft hat. Im Juni wurde das Interview eines Musk-Fanclubs mit ihm veröffentlicht. Demnach soll Musk das Werk in Grünheide als „gigantische Geldverbrennungsöfen“ bezeichnet haben. Er nannte die Probleme mit den Lieferengpässen in der Corona-Zeit einen „absoluten Albtraum“.
Auch die Geschichte der Batteriefabrik ist sehr wechselvoll. Sie war in den ursprünglichen Plänen nicht vorgesehen, dann wurden die Baupläne nachgereicht. Aber schon bald war wieder große Unruhe da, weil Tesla bekannt gab, dass der Konzern doch keine staatlichen Hilfen für das Batteriewerk in Anspruch nehmen wolle. Ende 2021 teilte das Unternehmen mit, dass es auf die mögliche staatliche Förderung von mehr als 1,1 Milliarden Euro verzichte.
Nun ist die Frage, was das mögliche Aus der Tesla-Batteriefabrik in Grünheide für andere Zulieferfirmen bedeutet. Beispielsweise hat sich im südbrandenburgischen Guben die Firma Rock Tech Lithium angesiedelt. Extra wegen Tesla. Die Firma will 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid produzieren. Das würde für Batterien von einer halben Million Euro reichen. Die Firma wollte auch an Tesla liefern.


