Drogenkriminalität

Berlin-Neukölln: Jetzt gibt es Heroin auch auf Kinderspielplätzen

Im Buddelsand an der Nogat-, Ecke Ilsestraße haben Dealer ihr Rauschgift versteckt. Ein fünfjähriger Junge findet das Heroin. Drogenkonsum findet im Kiez auf offener Straße statt.

Der Kinderspielplatz an der Nogat-, Ecke Ilsestraße ist beliebt – bei Kindern und nun wohl auch bei Dealern. Auch die Kinder zweier benachbarter Kitas kommen hierher.
Der Kinderspielplatz an der Nogat-, Ecke Ilsestraße ist beliebt – bei Kindern und nun wohl auch bei Dealern. Auch die Kinder zweier benachbarter Kitas kommen hierher.Andreas Kopietz

Auf Berlins Kinderspielplätzen findet man nicht mehr nur gebrauchte Heroin-Spritzen. Auf dem Neuköllner Spielplatz an der Ecke Nogat-/Ilsestraße fand ein fünfjähriger Junge am Montagnachmittag 14 kleine Kügelchen, die Heroin enthielten.

„Sie lagen im Sand verstreut unter einem Spielgerät“, sagt der 38-jährige Paul Ohmert. Er ist der Vater des kleinen Finders, und er rief sofort die Polizei. Zwischenzeitlich hatte er sich eine Zellophantüte besorgt, die er dann mit den Heroinportionen den Polizisten übergab. Bei der Absuche fanden die Beamten zwei weitere Heroin-Kugeln. Die Polizei leitete nach Angaben einer Sprecherin Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz ein. Ob jemand das Heroin auf der Flucht verloren hatte oder die Kugeln in einem „Bunker“ versteckte – unklar. Die Beamten vermuten Letzeres.

Am Mittwoch wählte Paul Ohmert erneut die 110. Dieses Mal hatten Hortkinder der benachbarten Grundschule im Spielsand noch eine Heroinkugel gefunden. Laut Ohmert spielen auch die Kinder der beiden benachbarten Kitas auf dem Platz. Doch nicht nur Drogen bilden hier eine Gefahr. Am Montag, als sein Sohn das Heroin fand, entdeckte ein weiterer Vater im Kleinkind-Bereich des Spielplatzes eine gebrauchte Heroinspritze. Eine zweite Spritze fand Paul Ohmert selbst und entsorgte sie.

„Es besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass noch mehr Heroin-Kugeln im Sand liegen“, sagt der Familienvater. „Das Zeug muss dringend weg, oder kann das warten, bis ein Kind den Dreck verschluckt?“, fragt er.

Diese Heroin-Kügelchen entdeckten Kinder auf einem Spielplatz in Neukölln. Die Drogen wurden von der Polizei sichergestellt.
Diese Heroin-Kügelchen entdeckten Kinder auf einem Spielplatz in Neukölln. Die Drogen wurden von der Polizei sichergestellt.Privat

Seit etwa fünf Jahren wohnt Ohmert in dem Kiez. „In dieser Zeit ist es schlimmer geworden“, sagt er. Die Drogenkonsumenten würden immer zahlreicher. Sie sitzen auf der Straße und drücken sich Heroin in den Arm. „Die Händler dealen direkt vor unserer Haustür“, sagt er.

Bezirk Neukölln engagiert Reinigungsfirma für den Körnerpark

Am Donnerstagmorgen sind eine Frau und ein Mann vom Grünflächenamt auf dem Spielplatz unterwegs. Mit einem Eimer in der Hand suchen sie die Büsche und die Sandflächen ab. „Spritzen finden wir auf den Spielplätzen immer wieder“, sagt die Frau. An der Hasenheide habe sie mal auf einem Spielplatz eine große Tüte mit Cannabis gefunden. „Aber Heroin, das hatten wir noch nicht.“

Der Fund hat auch im Neuköllner Rathaus für Unruhe gesorgt. „Wir nehmen das sehr ernst“, sagt Umweltstadtrat Jochen Biedermann (Grüne), der sich an keinen Heroinfund auf einem Spielplatz erinnern kann. Seine Kollegen hätten nun einen verstärkten Blick auf die Spielplätze, sagt er. „Ich habe eine Firma beauftragt, die bis spätestens nächste Woche den Spielplatz und auch den Sand gründlich reinigen soll, um sicher zu gehen, dass da nicht noch so eine Kugel auftaucht“, sagt der Stadtrat. 

Allerdings bleibt in dem Kiez, der sich rund um den Körnerpark zwischen Karl-Marx- und Hermannstraße erstreckt, die Verschmutzung durch Drogenmüll allgegenwärtig. Denn mit der Entsorgung der Spritzen und leeren Drogenbehältnisse, die von Süchtigen weggeworfen wurden, kommen die Reinigungstrupps nur schwer hinterher. Deshalb beauftragte Biedermann noch eine weitere Reinigungsfirma, die seit Anfang dieser Woche im denkmalgeschützten Körnerpark und der benachbarten Thomashöhe regelmäßig den Drogenmüll entsorgt. Dort ist es sauberer geworden. Die Kosten liegen bei 1600 Euro pro Woche. Geld, das bei der Pflege von Grünflächen und Bäumen fehlen wird.