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Dorotheenstädtischer Friedhof: Kunst bringt die Seele zum Leuchten

In der Kapelle des Dorotheenstädtischen Friedhofes in Mitte läuft eine Light-Show des Künstlers James Turrell. Die macht was mit einem.

Die Lichtkomposition des amerikanischen Künstlers James Turrell in der Kapelle des Dorotheenstädtischen Friedhofes in Mitte
Die Lichtkomposition des amerikanischen Künstlers James Turrell in der Kapelle des Dorotheenstädtischen Friedhofes in Mitteepd/Imago

Zweimal zu jeweils unterschiedlichen Tageszeiten habe ich die Lichtinstallation des amerikanischen Künstlers James Turrell in der Kapelle des Dorotheenstädtischen Friedhofes in Mitte erlebt. Die Wirkung auf mein Inneres war jeweils anders, einmal sanft beruhigend, einmal massiv aufregend. Was ist da los mit mir, in mir? Das frage ich Mette Kleinsteuber.

Mette Kleinsteuber bringt seit fünf Jahren Besuchern das Kunstwerk nahe. Am Wochenende im Sommer abends gegen 21.30 Uhr, im Winter nachmittags gegen 15.30 Uhr, setzt die Kunsthistorikerin es per Knopfdruck in Gang. Der Start wird bestimmt durch den Beginn der Dämmerung draußen. Das Himmelslicht schimmert durch die großen Milchglasscheiben in den Wänden der Kapelle, bestimmt die Farbintensität im Gebäude.

Haus von außen und nicht minder schön: die Friedhofskapelle mit dem turrellschen Lichtkunstwerk darinnen
Haus von außen und nicht minder schön: die Friedhofskapelle mit dem turrellschen Lichtkunstwerk darinnenSusanne Dübber/Berliner Zeitung

Die auf 122 Metern verlegten Leuchtdioden an den Wänden, der Decke und am Boden verändern stetig ihre Farben. Aus Blau wird Orange, Grün verwandelt sich in Gelb. Seit den neun Jahren des Bestehens sind die Veranstaltungen immer gut besucht. Ein internationales Publikum bestaune das Werk hingebungsvoll, erzählt mir Mette Kleinsteuber bei meinem zweiten Besuch, diesmal am Morgen.

Light-Show in Mitte: Ausgefeilte Technik hinter dem Kunstwerk

Während wir in der Kapelle sprechen, ist es draußen hell und das Lichtspiel zeigt sich sehr zart pastellfarben. Die starken Kontraste, wie ich sie beim abendlichen Besuch sah, sind jetzt nicht vorhanden. Aber ich fühle mich genauso umhüllt und umgeben – nur sanfter, diffuser. Ich teile meine Eindrücke mit Mette Kleinsteuber, und sie bestätigt mir, dass Farben verschiedene Reize und Gefühle auslösen, beruhigend oder anregend wirken können.

Sich eine Stunde lang in Ruhe ganz auf einen Sinn zu konzentrieren, zu sehen, wie der Raum unendlich wirke, weil die Strahlen überall seien, Licht sich in Substanz verwandele, sei wie Meditation, erläutert die Kunsthistorikerin das Geschehen. „Nichts sagen, ohne großes Spektakel auf das eigene Sehen schauen, Entschleunigung empfinden, wenn der Raum unendlich wird.“ Die darin enthaltene Kraft der Spiritualität korrespondiere mit den religiösen Aufgaben des Ortes.

Ausgefeilte Technik steckt hinter dem Kunstwerk. Die Farben des Lichts haben unterschiedliche Weiß- und Farbtönungen. In verschiedenen Dimmstufen erscheinen die Grundfarben Rot, Grün und Blau gemeinsam mit weißen LEDs. Jede Lichtfarbe hat mehr als 65.000 Abstufungen. Kombiniert man sie, ergeben sich milliardenfache Varianten.

So ist der Effekt berechenbar und doch nicht, denn Gefühle gehen unbeirrt ihre eigenen Wege.

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