Reportage

Kampf um Kultkneipe in Prenzlauer Berg: Der letzte Sommer für „den renitenten Rest“

Das Watt ist eine der letzten Kulturkneipen im Prenzlauer Berg. Ein Mann, der in Berlins Clubkultur Karriere machte, will sie rauswerfen. Doch so leicht gibt Ost-Berlin nicht auf.

Die Wirtin der bedrohten Kneipe Watt in Prenzlauer Berg, Sindy Kliche.
Die Wirtin der bedrohten Kneipe Watt in Prenzlauer Berg, Sindy Kliche.Markus Wächter/Berliner Zeitung

Es gibt keine Freiheit in der Diktatur der Bourgeoisie,
Demokratie genannt, Sklaverei ist gemeint.
Es gibt keine Freiheit
in der Diktatur des Proletariats,
Sozialismus genannt. Bestenfalls Toleranz.
           Die Freiheit wird nicht kommen,
           Freiheit wird sich rausgenommen.
           Wird Staatsapparaten abgetrotzt,
           in die Klos der Büros gekotzt.
(Bert Papenfuß, Es gibt keine Freiheit)

In ihrer Kneipe lehnt Sindy Kliche am Tresen, als gebe der ihr Halt. Nervös schiebt sie ihre Kaffeetasse hin und her, schaut zur Tür. Draußen in der Aprilsonne stehen die Stammgäste, Nachbarn und Verbündeten ihrer Kneipe, dem Watt in Prenzlauer Berg. Bestimmt fünfzig Leute. Sie warten auf den Vermieter der Wirtin wie auf einen Klassenfeind. Mit knallgelben Plakaten in den Händen und Ablehnung im Blick.

Aber der Vermieter kommt nicht. Der Klassenkampf fällt aus.

Berliner Zeitung

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