Gesundheit

Corona-Protokolle: Erzieher hatten Angst vor Kindern, wollten Masken, waren gegen Lockerung

Die von der Berliner Zeitung offengelegten Corona-Protokolle zeigen: Die Schließungen ganzer Schulen war in Berlin erst nicht gewollt, kam dann radikal – und manchmal aus Versehen.

Fotoillustration: Uroš Pajović/Berliner Zeitung am Wochenende. Fotos: Imago, BLZ

Es wird in der Pandemie in Berlin früh über die Möglichkeit gesprochen, das Leben der Kinder einzuschränken. In der Stadt ist noch kein Mensch positiv auf das neuartige Virus getestet worden, als es in der „Lagebesprechung zur aktuellen Corona-Virus-Situation“ des Senats zum ersten Mal um die „temporäre Schließung“ von Kitas und Schulen geht. Solche Schließungen sind ein bekanntes Mittel, um Krankheitsausbrüche zu bekämpfen. Doch in Berlin scheinen die Verantwortlichen sich einig, dass sie dieses Mittel eigentlich nicht einsetzen wollen.

Es ist Donnerstag, der 27. Februar 2020. Fast zwei Stunden sitzen die Menschen, die in Berlin auf die Gefahr durch ein neues Virus aus China reagieren sollen, im Haus der Gesundheitssenatorin in der Oranienstraße zusammen. Sie kommen aus dem Senat, aus Landesämtern, vom Roten Kreuz oder der Kassenärztlichen Vereinigung. Es sei auch in Berlin möglich, Kitas und Schulen vorübergehend dichtzumachen, heißt es im Protokoll der Sitzung, die Maßnahme sei aber nicht „flächendeckend zu betrachten“, sondern als „Einzelfallentscheidung“, wenn infizierte Kinder in den Einrichtungen „auftauchen“. Es sei „eher an die Schließung von Schulklassen zu denken“ als an die ganzer Schulen. Der zuständige Amtsarzt müsse das anordnen. Weiter hinten im Protokoll geht es noch um Seife und Desinfektionsmittel, die den Schulen „verstärkt“ zur Verfügung gestellt werden sollen. Eine Maßnahme, gegen die keine Mutter und kein Vater in Berlin etwas haben dürfte, im Gegenteil.

Berliner Zeitung

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