City Nature Challenge

Bürger-Forscher weisen Rotbürstige Pelzbiene in Berlin nach

Das seltene Insekt wurde im Rahmen der City Nature Challenge zunächst in Berlin-Lichterfelde festgestellt. Wenig später gelang eine Sichtung in Ruhleben.

Eine Biene landet in einer Blüte.
Eine Biene landet in einer Blüte.Chris Harvey/Ardea/Imago

Der Weltbienentag ist gerade erst vorbei; doch wegen des Feiertags wird er vielerorts erst an diesem Dienstag begangen. Etwa in Kitas, in denen sich die Kinder in schwarz-gelbe Schale schmeißen.

Dabei wären durchaus auch ein paar rötliche Farbtöne angemessen: Denn die trägt die Rotbürstige Pelzbiene (Anthophora retusa), die in Berlin nun erstmals im Rahmen der sogenannten City Nature Challenge nachgewiesen wurde. Dabei sind Bürger aufgerufen, im Wettbewerb mit anderen Städten möglichst viele Arten zu erfassen. In Deutschland erreichte Berlin in diesem Jahr dabei den ersten Platz – mit 17.944 Beobachtungen von 2304 Arten. Weltweit gesehen befindet sich die Hauptstadt vor Metropolen wie New York und Delhi.

Mehr als 350 Menschen beteiligten sich in Berlin an der City Nature Challenge und dokumentierten neben Knoblauchkröte und Waldschnepfe eben auch besagte Pelzbiene. In Lichterfelde konnte eine Bürgerforscherin das Insekt fotografieren; kurz darauf gelang einer Teilnehmerin in Ruhleben dasselbe Kunststück – zu spät allerdings, um noch für den Wettbewerb zu zählen.

Berlin: Die Doppelsichtung ist eine kleine Sensation

Und doch: Die Doppelsichtung ist eine kleine Sensation. Denn die „abgestutze Pelzbiene“, wie Zoologie-Pionier Alfred Brehm das Tier in Anlehnung an seinen lateinischen Namen „retusa“ nannte, ist in vielerlei Hinsicht schwer zu finden. „Es handelt sich um eine verhältnismäßig seltene Art, welche in der Roten Liste Berlin auf der Vorwarnliste steht“, sagt Frederic Griesbaum vom Naturkundemuseum, das die City Nature Challenge in Berlin begleitet. Ein Grund für die Seltenheit ist die Bedrohung ihrer Lebensräume, etwa Sand- und Lehmgruben. „Diese Pelzbiene könnte deutlich häufiger sein, wenn auch ihre Lebensräume häufiger wären“, heißt es auf dem Portal wildbienen.de.

Doch selbst wer eine Rotbürstige Pelzbiene entdeckt, muss genau prüfen, wen er da vor sich hat: Die Ähnlichkeit mit Hummeln ist groß und von anderen Pelzbienen unterscheidet sie sich oft nur in Details, neben den namensgebenden Rottönen am Pollentrageapparat etwa durch grünbläuliche Augen. Wie andere Vertreter ihrer Gattung zieht sie zudem als Solitär ihren Nachwuchs alleine auf und nistet oft im Erdreich.

Kein Staat und ein Leben im Untergrund: Ein Insekt mit derart anarchischen Zügen, das zudem unter Wohnungsnot leidet – das passt doch eigentlich ganz gut zu Berlin. Und so bleibt zu hoffen, dass die erste Sichtung durch Bürgerforscher nicht die letzte Begegnung war.