Kolumne: Erziehung

Brillant in Englisch: Warum unseren Kindern die Welt offensteht!

Dass heutige Schüler so gut Englisch sprechen, verdanken sie dem modernen Fremdsprachenunterricht und ihrem eigenen Mut, schon früh ins Ausland zu gehen.

Schüler im Klassenzimmer
Schüler im KlassenzimmerImago/Westend61

Nun geht die Schule wieder los. Im Körpergedächtnis wirken die rauschhaften Sommertage noch nach. Manchmal spürt man sie noch, die brausenden Wellen im Rücken, den Schwindel beim Blick von einem hohen Berg, die lauen Abende in der Stadt, wo man draußen saß und mit Freunden redete, lachte.

Viele Kinder und Jugendliche haben wieder neue Kraft schöpfen können, um in den Alltag zu starten, in den Klassenzimmern mathematische Probleme zu lösen, die großen Klassiker zu lesen oder das unbekannte Land einer neuen Sprache zu betreten.

Was mir in den Ferien aufgefallen ist: Wie gut unsere Kinder und Teile der heutigen Schülergeneration Englisch sprechen können! Wie mutig sie für Monate oder ganze Jahre ins Ausland gehen, wie gewandt sie sind im Umgang mit Gleichaltrigen, die aus dem Ausland zuziehen und neu in ihre Klasse kommen!

Wenn man das mit den Sprachkenntnissen der Eltern- und Großelterngeneration vergleicht, dann begreift man, dass es nicht nur von einem wissenschaftlichen Fortschritt sprechen kann, sondern auch von einem pädagogischen Fortschritt. Die Art und Weise, wie man Fremdsprachen heute unterrichtet, hat sich von Grund auf gewandelt und dabei in ihrer Wirksamkeit einen Quantensprung ermöglicht.

Früher dachte man, es käme vor allem auf die Grammatik an und auf das anlasslose Pauken von Vokabeln. Meine Eltern – beide im Krieg geboren – haben auf diese Weise noch Englisch gelernt. Und obwohl sie sprachbegabte Menschen sind, können sie sich auf Englisch nur sehr mühsam verständigen. Und unter meinen Altersgenossen gibt es etliche, die zu DDR-Zeiten acht Jahre Russisch-Unterricht genossen haben und heute kaum mehr sagen können als ein paar Brocken.

Das lag an der fehlenden Motivation, die Sprache der „Unterdrücker“ zu lernen. Doch die Hauptschuld sehe ich bei einer anachronistischen Didaktik, die darin bestand, dass sich Lehrer und Schüler in einem trockenen Lehrbuch voranquälten. Außer den Grammatikeinheiten fand man dort vor allem solche Texte, die möglichst wenig mit der lebendigen Sprache zu tun hatten, welche von jungen Menschen im Alltag gesprochen wird.

Das Sprachbad: eine einfache, aber effektive Methode

Inzwischen hat man die Wichtigkeit der gesprochenen Sprache erkannt und auch, dass das Leseverstehen und Hörverstehen von Anbeginn Hand in Hand gehen müssen. In den Lehrbüchern dominieren die Alltagskonversationen, die von den Schülern oft in verteilten Rollen gelesen werden.

Viele Lehrerinnen spielen Tonträger ab, wo diese Konversationen von Muttersprachlern vorgetragen werden. Und natürlich bekommt auch das Vokabellernen mehr Schwung, wenn man sich als Schülerin sozusagen in eine Situation hineinträumen kann und sich selber sieht als elegante junge Frau, die in einem Café im fernen London, Moskau oder Paris ein Getränk bestellt.

Doch noch effektiver ist vielleicht die Methode, die man als „Sprachbad“ bezeichnet. Dabei baden die Schüler in der fremden Sprache, umgeben sich vollständig mit ihr, lesen, hören viel und beginnen das, was sie aufgeschnappt haben, in ihren Alltag zu integrieren.

Besonders gut funktioniert das Sprachbad natürlich, wenn man als Schüler – am besten schon mit soliden schulischen Grammatik-Kenntnissen im Gepäck – für eine Zeit ins Ausland geht und ins dortige Leben eintaucht.

Was dieser Generation in die Hände spielt, ist, dass das Reisen so unendlich viel leichter geworden ist und die Verfügbarkeit von Filmen, Büchern und Lernmaterialien in Originalsprache so viel größer. Auf diese Weise können auch Schüler, die nicht die Chance haben auf einen Auslandsaufenthalt, zu Hause ein Sprachbad simulieren.

Ich habe 16-Jährige getroffen, die sich nur mithilfe von Netflix-Serien, YouTube-Tutorials und Harry-Potter-Lektüren ganz spielerisch ein fantastisches Englisch erschlossen haben.

Wir sollten sie feiern, diese jungen Kosmopoliten! Denn die Welt steht ihnen offen.

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Susanne Schleyer
Die Kolumne
Eva Corino schreibt bei der Berliner Zeitung über ihre Herzensthemen Bildung und Familie. Ihre Kolumne handelt von Erziehungsthemen, die eine „subkutane Aktualität“ haben und modernen Familien unter die Haut gehen.