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Berliner Blödheit: An der Karl-Marx-Allee macht mich eine Baustelle wahnsinnig

Vor zwei Jahren wurde die Baustelle an der Karl-Marx-Allee eingerichtet. Gebaut wurde seither nicht, wundert sich unser Autor. Und findet einen Grund.

Die Karl-Marx-Allee
Die Karl-Marx-Alleeimago/Jürgen Ritter

Es ist bald zwei Jahre her, dass an dieser Stelle eine Art Kunstkritik stand. Sie betraf eine öffentliche Installation und die Frage, ob sie denn wohl Kunst sei oder andernfalls vielleicht weg könne.

Auf dem Radweg der Karl-Marx-Allee standen rot-weiße Bauzäune, aufgebaut zu einem Quadrat – ohne ersichtlichen Grund zwar, aber umzogen von gelben Klebestreifen, die den Radweg temporär am Aufbau vorbeiführten. Allein dass dort diese Linien montiert worden waren, nährte die Annahme, es würde sich eher nicht um eine kurzfristige Behinderung handeln. Die Theorie mit der Kunstinstallation schien vorübergehend schlüssig, denn wieso sollte eine Baustelle eingerichtet werden, an der doch bereits zu diesem Zeitpunkt monatelang gar kein Bauarbeiter zu sehen war?

Reisen wir mit einem Spoiler-Alarm in die Gegenwart: Die Baustelle ist immer noch da und zwar größer als je zuvor. Sie wurde irgendwann mit noch mehr Bauzäunen ausgedehnt bis zur Straße, und mittendrin ragt nun sogar ein Verkehrsschild empor, das die notwendige Umfahrung verbildlicht. Sobald in Deutschland etwas auf einem Schild steht, ist es nicht mehr temporär. Es wäre vielleicht ratsam gewesen, dieses den Dauerzustand festigende Schild zum Zweck der frühzeitigen Ankündigung weiter vorne zu platzieren, aber nein, es informiert erst an einer Stelle, wo die Radfahrer die Umfahrung längst nutzen.

Während der Radweg für eine bessere Verkehrssicherheit hinter der verhinderten Baustelle auf die Straße führt, wo eigens installierte Poller die Radler absichern, bleibt davor zwischen der gelben Baustellenspur und der Hauswand gar nicht so viel Platz, wenn man bedenkt, dass sich hier auch Fußgänger bewegen und nicht jeder Radler zum Bremsen bereit ist, am Nadelöhr also gerne auch noch überholt wird.

Bezirksamt: Ein Telekom-Schacht wird ausgetauscht. Das dauert

Eine Nachfrage beim Bezirksamt ergibt, dass an besagter Stelle ein Telekom-Schacht ausgewechselt werden soll, der allerdings eigens angefertigt werden müsse. Daraus resultierten die lange Standdauer und der Eindruck, dass sich vor Ort nichts tue. Das erklärt natürlich einiges, denn wenn wir die Geschwindigkeit des Breitbandausbaus zugrunde legen, ist die Telekom mit dieser Baustelle zeitlich noch absolut im Soll.

Wie gesagt, es gab sie schon, bevor hier vor fast zwei Jahren darüber geschrieben wurde. Warum über einen solchen Zeitraum ein Bereich abgesperrt bleibt, obwohl der Radweg noch völlig unangetastet daliegt und befahren werden könnte, warum es nicht möglich ist, bei absehbar langfristigen Verzögerungen dieser Art eine Baustelleneinrichtung einfach wieder zu entfernen – das bleibt ein Rätsel. Jetzt steht da sowieso ein Schild.