Die Äußerungen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in der Sendung von Sandra Maischberger am Dienstagabend sorgen bei der Berliner Bäcker-Innung für Unverständnis.
Habeck hatte auf die Frage nach einer drohenden Insolvenzwelle in Deutschland eine Alternativlösung ins Spiel gebracht, die in seinen Augen keine klassische Insolvenz darstellen würde. Wenn beispielsweise Bäcker aufgrund der hohen Energiepreise keine Brötchen mehr verkaufen könnten, könnten sie ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten zunächst einstellen und diese, wenn die Zeiten besser sind, wieder aufnehmen. „Bestimmte Branchen könnten einfach erst mal aufhören zu produzieren und zu verkaufen.“ Das sei keine klassische Insolvenz, so der Minister.
Der Auftritt lasse ihn „ein Stück weit fassungslos zurück“, sagte Johannes Kamm, Geschäftsführer der Bäcker-Innung Berlin, am Mittwoch der Berliner Zeitung. Es habe viele, viele Rückmeldungen aus den Betrieben gegeben, das Telefon stehe seit dem Morgen nicht still. „Die Bäckerseele kocht.“
Die Bäcker hätten nicht nur mit den steigenden Energiekosten zu kämpfen, erklärte Kamm. „Die Rohstoffpreise haben sich verdoppelt, die Personalkosten steigen“, Folgen von Inflation und Mindestlohnerhöhung. „Wenn man dann eine solche Aussage hört, bleiben einem die Worte weg.“
„Energiekosten auf das Achtfache gestiegen“
Es gebe Betriebe in Berlin, die nicht wüssten, wie sie die nächsten Monate überstehen sollen. Insolvenzen verzeichne man zum Glück bisher noch nicht. Das Bäckerhandwerk sei durch Corona „krisengetestet“. Aber nun im Fernsehen zu hören, dass die Politik, der zuständige Bundesminister, keine Antworten auf die neuen Krisen hat, sei ein harter Schlag. Man erwarte, dass Betriebe entlastet werden, kurzfristig müssten die exorbitanten Energiekosten gepuffert werden, um das Bäckerhandwerk zu erhalten

„Ich habe heute morgen mit einem Betrieb gesprochen, dessen Energiekosten auf das Achtfache gestiegen sind“, sagte Kamm. Wenn Verträge bei Energielieferanten auslaufen, bekommen die Betriebe kaum neue.
Was meint Kamm zu Habecks Ausführungen in der Talkshow, man könne doch erst einmal den Betrieb einstellen, aber das sei ja noch keine Insolvenz? Der Geschäftsführer winkt ab. Diese Aussage stehe für sich.
Die Bäcker-Innung Berlin ist ein freiwilliger Zusammenschluss von 60 selbstständigen Handwerksmeisterinnen und Handwerksmeistern mit rund 3300 Mitarbeitenden sowie 300 Auszubildenden.
Als Verband vertritt die Bäcker-Innung Berlin die Interessen des Bäckerhandwerks sowohl regional als auch überregional gegenüber Kammern, Verbänden, Behörden, der Industrie, dem Handel und der Öffentlichkeit und ist zuständig für die Förderung, Überwachung und Prüfungsabnahme in der Berufsausbildung für Bäcker und Fachverkäufer im Bäckerhandwerk sowie für den Abschluss von Tarifverträgen.

