Der graue Himmel zieht sich undurchdringlich über die Dächer der Stadt, um 14 Uhr sind es 1 Grad, der deutsche Wetterdienst warnt vor Schnee und Eis. Pünktlich zum Beginn des Dezembers zeigt sich Berlin von seiner frostigen Seite. Da fangen die rot gefrorenen Hände an zu brennen, wenn der etwa 22 Grad warme ehemalige Museumsshop des Humboldt-Forums betreten wird. Doch das lässt schnell nach und allmählich erfüllt einen das Gefühl von behaglicher Wärme. Genau das ist auch Sinn und Zweck des beheizten Raumes: Am 1. Dezember öffneten die Johanniter dort zum ersten Mal einen neuen „Ort der Wärme“.
Hier soll allen, die diesen Winter wegen der Kälte vor besonderen Herausforderungen stehen, die Möglichkeit gegeben werden, sich tagsüber von 14 bis 18 Uhr in den Gemäuern des Schlosses aufzuwärmen. „Wir danken der Stiftung Humboldt-Forum und dem Shopbetreiber Muson von ganzem Herzen, dass sie diesen prominenten Ort mitten in der Stadt denjenigen zur Verfügung stellen, die besonders unter der Kälte und den hohen Energiepreisen leiden“, sagt Björn Teuteberg, Regionalvorstand der Berliner Johanniter, bei der Eröffnung. Es sollen alle willkommen sein: sowohl Wohnungslose als auch Menschen, die zwar eine Wohnung haben, diese aber diesen Winter kalt lassen.
Ein Ort, der Körper und Seele wärmen soll
Die Räumlichkeit bietet Kapazität für bis zu 60 Personen – und noch einiges mehr als nur einen Ort zum Aufwärmen: Jeder Besucher und jede Besucherin bekommt kostenlos einen Kaffee oder einen Tee mit Gebäck, außerdem gibt es ein Spendenregal, auf dem Decken, Mützen, Kekse und Hygieneartikel für Bedürftige liegen. „Es soll ein Ort für körperliche, aber auch für menschliche Wärme sein“, sagt Sanna Martzahn, Pressesprecherin der Johanniter. Auch einsame Menschen seien willkommen. „Zum Beispiel zum Schachspielen, Bücherlesen oder um sich einfach zu unterhalten.“ Auch eine Kinderecke mit Kuscheltieren, Spielzeugen und Puzzles wurde eingerichtet.
Wer nachts Schutz vor der Kälte benötigt, der kann bei der Johanniter Notübernachtung in der Ohlauer Straße 22 in Berlin-Kreuzberg einen Schlafplatz und ein wärmendes Abendessen bekommen. Laut Sanna Martzahn ist in der Übernachtungsstätte bereits im November eine höhere Nachfrage als im letzten Jahr bemerkt worden. Daher sei es umso wichtiger, dass sich genügend ehrenamtliche Helfer fänden und Spenden gesammelt würden. Auch im Humboldt-Forum werden laut Björn Teuteberg noch Ehrenämtler gesucht: „Der Dienstplan ist noch nicht voll belegt.“ Zwanzig Minuten nach der Eröffnung kehren bereits die ersten beiden Gäste ein, die von dem Wärmeangebot Gebrauch machen möchten. Eine der zwei bietet direkt an, beim Ausschenken von Kaffee mithelfen zu können. Wird es weiterhin so kalt sein, werden sie wohl bald viel Gesellschaft bekommen.


