Nachricht

ELNET Deutschland organisiert Kranzniederlegung am Denkmal für die ermordeten Juden Europas

Am Montagabend legten Vertreter Deutschlands und Israels einen Kranz am Mahnmal nieder. Anlass war der Beginn einer Antisemitismus-Konferenz.

Kranzniederlegung am Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Petra Pau (links) legte einen Kranz für die deutsche und Avi Cohen Scali (rechts) einen Kranz für die israelische Seite nieder.
Kranzniederlegung am Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Petra Pau (links) legte einen Kranz für die deutsche und Avi Cohen Scali (rechts) einen Kranz für die israelische Seite nieder.Tobias Koch/Elnet

Es war eine besondere Eröffnung der Antisemitismus-Konferenz, die das erste Mal von ELNET veranstaltet wurde, der gemeinnützigen Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die deutsch-israelischen Beziehungen zu fördern. Teilnehmer und Redner der Konferenz „Actions Matter“ trafen sich am Denkmal für die ermordeten Juden Europas, um einen Kranz niederzulegen und den Opfern des Holocaust zu gedenken. Erst schien die Sonne. Doch als Carsten Ovens, Geschäftsführer von ELNET Deutschland, die einleitenden Worte sprach, verdunkelte sich der Himmel und es begann zu stürmen.

Ovens erinnerte daran, dass nicht nur in Deutschland am Montag gestreikt wurde. Trotzdem war es vielen der Gäste gelungen, rechtzeitig anzutreffen und an der Gedenkstunde teilzunehmen. Avi Cohen Scali, Generaldirektor im israelischen Ministerium für Diaspora-Angelegenheiten und für den Kampf gegen Antisemitismus, war aus Israel angereist und erinnerte sich an seine ersten antisemitischen Erfahrungen, die er in Europa erlebt hatte. Erlebnisse, die ihn darin bestärkten, den Kampf gegen Antisemitismus insbesondere im Ausland zu fördern. Petra Pau (Linke), Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, gemahnte in ihrer Rede die Zuhörer daran, dass die Anzahl an antisemitischen Taten in Deutschland ansteigen würde. Die Schlacht gegen Antisemitismus sei also längst noch nicht gewonnen.

Präsenz zeigen und wachsam sein

Die Holocaust-Überlebende Eva Umlauf konnte wegen des Streiks an der Gedenkveranstaltung nicht teilnehmen. Laura Sophie Stadler las stattdessen ihre Rede vor, die die Zuhörer nachdrücklich bewegte. Umlauf hat Auschwitz überlebt. In dem Text gemahnte sie daran, dass für sie das Überleben immer auch verbunden war mit dem Gefühl der Rastlosigkeit, des verlorenen Zugehörigkeitsgefühls. Wer den Gräueltaten der Nationalsozialisten entkommen konnte, würde bis heute die Vergangenheit in der Gegenwart spüren. Daher sei es so wichtig und eine Genugtuung, so Eva Umlauf, wenn Überlebende Menschen vor sich stehen hätten, die mit ihrer Präsenz an die Shoah erinnern würden. Jetzt und auch in Zukunft.

Petra Pau legte für die deutsche und Avi Cohen Scali für die israelische Seite einen Kranz nieder, während ein noch stärkerer Schneesturm heranzog. Beim späteren Abendessen ergriff Hans Thomas Kessler, Vorstandsvorsitzender von ELNET Deutschland, das Wort. Er nutzte die Gelegenheit, um nicht nur die bevorstehende Antisemitismus-Konferenz einzuleiten, sondern auch vorsichtig seine Sorge über die Entwicklungen in Israel rund um die umstrittene Justizreform zum Ausdruck zu bringen.

Thema einer weiteren Konferenz

Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, verwies darauf, dass man Kritik an Israel nicht mit antisemitischen Angriffen verwechseln dürfe, und seien diese Angriffe rhetorischer Natur. Die Eröffnungsreden bewiesen also, dass die Zivilgesellschaft vor großen Aufgaben steht. Einerseits den Kampf gegen Antisemitismus noch stringenter voranzutreiben. Andererseits einen Weg zu finden, besorgniserregende Entwicklungen innerhalb der israelischen Demokratie in Deutschland offen anzusprechen. Wie das gelingen kann, könnte Thema einer weiteren Konferenz sein. Mit offenem Ausgang.

Haben Sie Feedback? Schreiben Sie uns! briefe@berliner-zeitung.de