Mobilität

Hoffnung für U2-Fahrgäste: Sperrung unterm Alexanderplatz könnte im Februar enden

Ein Hochhausbauprojekt hatte den U-Bahn-Tunnel in Mitleidenschaft gezogen. Nun haben sich die BVG und Bauherr Covivio auf ein Sanierungskonzept geeinigt.

Das gesperrte Gleis im U2-Bahnhof unter dem Alexanderplatz führt in Richtung Pankow.
Das gesperrte Gleis im U2-Bahnhof unter dem Alexanderplatz führt in Richtung Pankow.Berliner Zeitung/Peter Neumann

Für die geplagten Fahrgäste auf der U-Bahn-Linie U2 in Mitte gibt es gute Neuigkeiten. Zwar wird es wie angekündigt noch einige Wochen dauern, bis die Sperrung eines der beiden Gleise unter dem Alexanderplatz wieder aufgehoben wird. Doch inzwischen zeichnet sich zumindest ein Zeitplan ab, wann der Pendelverkehr enden und die U2 wieder wie früher verkehren kann. Das teilte Rolf Erfurt, bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) Vorstand für Betrieb, am Freitag mit.

Wie berichtet hatte ein inzwischen unterbrochenes Hochhausprojekt, für das neben dem U2-Bahnhof Alexanderplatz eine tiefe Grube ausgehoben worden war, das Tunnelbauwerk in Mitleidenschaft gezogen. „Eine Wand, die beide Bereiche trennt, hatte sich in Richtung Baugrube verschoben“, erklärte Erfurt, der seit 2019 bei der BVG ist.

Flüssigbeton soll das unterirdische Bauwerk stabilisieren

Dadurch sei Erdreich unter dem seit 1913 bestehenden Tunnel weggerutscht. Folge war eine Setzung, bei der sich das Bauwerk aus unbewehrtem Beton über mehrere Wochen um insgesamt 3,1 bis 3,6 Zentimeter senkte. Am Abend des 7. Oktober wurde das Gleis nach Pankow gesperrt. Fahrgäste müssen seitdem zwischen Senefelderplatz und Klosterstraße auf Pendelzüge umsteigen, die nur alle Viertelstunde verkehren können.

Inzwischen haben sich die BVG und das französische Immobilienunternehmen Covivio, das auf dem Alexanderplatz zwei 130 Meter hohe Zwillingstürme errichten will, auf das weitere Vorgehen geeinigt. Das bestätigte Rolf Erfurt am Freitag. Wie berichtet soll von der Baugrube aus Flüssigbeton unter das Tunnelbauwerk gespritzt werden. 

„Bei Covivio hält man es für möglich, dass die Arbeiten im Dezember 2022 beginnen“, berichtete Erfurt. In diesem Fall wäre es möglich, dass das zweite Gleis der U2 in diesem Bereich ab Februar 2023 wieder zur Verfügung stehen könnte und sich der U-Bahn-Betrieb wieder normalisiert. Zwar wären danach noch Sanierungsmaßnahmen an dem Tunnelbauwerk erforderlich, bei denen es unter anderem um die entstandenen Risse ginge. Doch diese Arbeiten ließen sich im Wesentlichen abwickeln, ohne dass der U-Bahn-Verkehr erneut beeinträchtigt werden müsste, sicherte Erfurt zu.

Investor zahlt täglich eine fünfstellige Summe

In den vergangenen Tagen wurde berichtet, wonach noch strittig sei, wer die Setzung verursacht hat und  wer die Kosten übernimmt. Inzwischen sei aber Konsens, dass die Schäden auf die Bauarbeiten der Covivio zurückgehen, hieß es am Freitag. Dem Vernehmen nach zahlt der Investor der BVG täglich eine fünfstellige Euro-Summe als Ausgleich für die zusätzlichen Aufwendungen und für entgangene Fahrgeldeinnahmen. Der Bauherr übernimmt nach Informationen der Berliner Zeitung auch die Kosten für die Sanierung, die noch von der Bauaufsicht des Bezirks Mitte genehmigt werden müssen.

Immerhin: Das Tunnelbauwerk ist seit der Teilsperrung zur Ruhe gekommen und nicht weiter abgesackt, so Erfurt. „Wir haben den besten Baugrundgutachter Deutschlands engagiert. Er hat uns bestätigt, dass das Gleis in Richtung Klosterstraße, auf dem der Pendelverkehr stattfindet, sicher ist und uneingeschränkt genutzt werden kann“, sagte er. Die U5, deren Tunnel unterirdisch kreuzt, sei nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Wie berichtet, sind auch dort Sensoren installiert worden.

„Das wären dann mindestens vier Monate Minimalangebot der #U2 am Alexanderplatz“, sagte der FDP-Verkehrspolitiker Felix Reifschneider zu der Ankündigung in Bezug auf die U2. „Das ist ein massiver Schaden für die Berlinerinnen und Berliner. Die Frage nach der politischen Verantwortung muss jetzt dringend geklärt werden.“

Senat: Schutzvorkehrungen müssen intensiviert werden

„Grundsätzlich stellt das Herstellen zum Beispiel von Schlitzwänden in unmittelbarer Nähe von alten U-Bahntunneln ein Risikopotenzial dar“, teilte Mobilitäts-Staatssekretärin Meike Niedbal auf eine Anfrage des Abgeordneten Julian Schwarze (ebenfalls Grüne) hin mit. „Hier müssen die Vorkehrungen vor Baubeginn der Baugrube zur Vermeidung von kritischen Setzungen möglicherweise zu Lasten der Bauherren künftig intensiviert werden“, forderte sie.

Auswirkungen auf U-Bahn-Bauwerke bei benachbarten Großbauvorhaben könnten nie völlig ausgeschlossen werden, betonte Niedbal, die sich auf Angaben der BVG bezog. „In Hinblick insbesondere auf die alten spärlich bewehrten Tunnelanlagen der Berliner U-Bahn sind nachbarschaftliche Bebauungen zumeist kritisch zu betrachten, aber technisch – gegebenenfalls mit hohem Aufwand - mit beherrschbaren Risiken zu bewerkstelligen.“ Die Behörden sollten auch im Fall des geplanten Projekts der Signa am Hermannplatz fordern, dass eine Vereinbarung zwischen dem Bauherrn und der BVG zum Schutz der U-Bahn-Einrichtungen gefordert werden, hatte die BVG dem Senat mitgeteilt. Eine solche nachbarschaftsrechtliche Vereinbarung hat die BVG am Alexanderplatz bereits mit der Covivio und dem US-Investor Hines geschlossen.