Zeitgeschichte

Behinderung und die Grenzen des Möglichen: Wie man mit Rollstuhl in der DDR lebte

Zwischen Barrieren und Chancen: Eine Studie über das Leben von „Geschädigten“ im Osten kommt zu Resultaten, die nicht ins allgemeine Schema passen.

Der Rummel im Volkspark am Weinbergsweg war 1987 auch für Menschen im Rollstuhl zugänglich.
Der Rummel im Volkspark am Weinbergsweg war 1987 auch für Menschen im Rollstuhl zugänglich.Rolf Zöllner/imago

„Ich wohne jetzt in einem Haus ohne Toilette, mit Ofenheizung“, schrieb die stark gehbehinderte, 62 Jahre alte Katharina G. 1977 an Kreisarzt Dr. Klaus Magyar. Sie könne weder den Kohlenstall noch die ziemlich weit vom Haus entfernte Toilette aufsuchen, sei „in jeder Beziehung“ auf fremde Hilfe angewiesen.

Seit der achte Parteitag der SED 1971 ein umfangreiches Wohnungsbauprogramm beschlossen hatte, machte sich die Frau, die am Stadtrand von Halle (Saale) lebte, Hoffnungen auf eine Einzimmerwohnung in einem Neubaugebiet. Die ehemalige Krankenschwester hatte erfahren, dass Gehbehinderte bevorzugt berücksichtigt würden, also bemühte sie sich um Verbesserung ihrer misslichen Lage. Nach Absagen von der Wohnungswirtschaft schrieb sie in einer Eingabe an den Kreisarzt, „…es wäre wohl mein Recht, in einem Haus mit IWC und Zentralheizung“ zu wohnen.

Berliner Zeitung

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