In nichtöffentlicher Sitzung hatte sich das Berliner Baukollegium bereits mit der Gestaltung des ehemaligen Grenzübergangs am Checkpoint Charlie befasst – am Montag führte das Gremium, das Behörden und Bauherren in wichtigen architektonischen Fragen berät, seine Beratungen nun erstmals in öffentlicher Sitzung fort.
Dabei ging es um die Flächen westlich der Friedrichstraße zwischen Mauerstraße und Zimmerstraße, wo angrenzend an einen Stadtplatz Wohnungen und Büros entstehen sollen. Wichtigste Aufgabe dabei: das Einfügen des Neuen in die vorhandene Bebauung und der Respekt vor der Geschichte.
So schreiben die im Dezember beschlossenen Leitlinien für die Gestaltung des Checkpoint Charlie vor, dass „private Alltagsnutzungen“ sich „nicht in den Fassaden niederschlagen“ und „nicht störend in den Erinnerungsort eingreifen“. Das Erdgeschoss der Fassade zum Stadtplatz soll dabei „geschlossen“ ausgebildet werden, also keine Öffnungen wie Fenster oder Türen aufweisen. Dahinter steht die Idee, dass sich die Neubaufassaden klar von den historischen Brandwänden unterscheiden, die das Bild des Checkpoint Charlie bis heute prägen – und unter Denkmalschutz stehen.
Das Architekturbüro Meixner Schlüter Wendt aus Frankfurt am Main präsentierte dem Baukollegium einen Vorschlag, bei dem vor der normalen Bürohausfassade am Stadtplatz eine riesige bedruckbare Scheibe aus Opakglas errichtet wird, also eine mattierte Glasfassade. Der dahinter stehende Bürobau habe eine große Breite, sagte der Architekt Florian Schlüter. Dort müssten Öffnungen hinein, sonst funktioniere das Gebäude nicht.
Der Hohlraum zwischen der Opakglasscheibe und der Bürohausfassade könne später beleuchtet werden, sagte die Architektin Claudia Meixner. Das biete die Möglichkeit, die vordere Ebene hell zu erleuchten, um nicht das Innere außen zur Wirkung zu bringen. Das Büroleben soll also von außen nicht eins zu eins zu sehen sein, sondern durch die Scheibe gefiltert werden.
Bedenken der Experten
Beim Baukollegium stieß dieser Vorschlag auf Bedenken. Jörg Springer, Architekt und Hochschullehrer, sagte, das Baukollegium wolle sich zwar noch nicht abschließend zur Frage der Brandwände äußern, weil man zunächst den Architektenwettbewerb für die Bebauung auf der gegenüberliegenden Seite der Friedrichstraße abwarten wolle. Doch dürfe hier nicht der Eindruck einer „Fassadenhaftigkeit“ entstehen. Auch eine Glasfassade sei eine Fassade.



