Infektionskrankheit

Affenpocken: Muss in Berlin jetzt Impfstoff vernichtet werden?

Schöneberger Schwerpunktpraxis schlägt Alarm: Weil ein Kooperationsvertrag zwischen Senat und der KV ausläuft, könnten Impfungen nicht abgerechnet werden.

Affenpocken unter dem Mikroskop
Affenpocken unter dem Mikroskopdpa

Seit September nehmen in Berlin die Fälle von Affenpocken wieder zu. Gleichzeitig dürfen Bestände eines Impfstoffs nicht verwendet werden. Darauf weist jetzt Heiko Jessen hin, Leiter einer Schwerpunktpraxis in Schöneberg. Demnach läuft am kommenden Mittwoch ein Kooperationsvertrag der Senatsverwaltung für Gesundheit und der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin (KV) aus. „Verhandlungen zwischen der KV und den Krankenkassen über die potenzielle Abrechnung und die Möglichkeit, Impfstoff über den Sprechstundenbedarf abzurechnen, sind angeblich angestoßen worden“, sagt Jessen.

Bei dem Impfstoff handelt es sich um das Präparat Jynneos. Sollte es nicht in Kürze zu einer Einigung kommen, müssten die Restbestände des Vakzins de facto vom kommenden Donnerstag an vernichtet werden, sagt der Mediziner. Allein in seiner Praxis würden noch rund 600 Dosen lagern. „Die Menschen, die sich schützen wollen, müssen die Kosten der Impfung selbst tragen“, so Jessen. „Viele unserer Patienten sind nicht versichert.“ Dies betreffe insbesondere Sexworker, die ein erhöhtes Infektionsrisiko hätten. Für eine Immunisierung sind zwei Dosen des Impfstoffs erforderlich. Eine Dosis kostet knapp 200 Euro.

Unterdessen nehmen die Fälle von Affenpocken in der Europäischen Union zu. Zwar garantiere eine Impfung keinen hundertprozentigen Schutz vor Ansteckung, sagte Jessen. „Etwa 20 Prozent der Geimpften infizieren sich, allerdings nimmt die Infektion bei diesen Personen einen leichteren Verlauf.“

Die Zeit dränge, sagt Jessen. „Deswegen habe ich mich an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gewandt in der Hoffnung, dass er sich für eine Verlängerung des Kooperationsvertrags starkmacht.“ Eine Reaktion des SPD-Politikers steht noch aus.