Tanja P. betritt den Saal mit gesenktem Kopf, in einer türkisen Bluse. Die Wasserflasche, die sie dabei hat, ist ebenfalls türkis. Sie nimmt vorsichtig Platz und hört zu bis sie nach ihren Personalien gefragt wird. Tanja P. war lange Zeit die Steuerberaterin des Rappers Bushido, mit bürgerlichem Namen Anis Ferchichi. Sie soll heute erzählen, was er ihr über die Ereignisse am 18. Januar 2018 erzählt habe.
An diesem Tag soll sein früherer Manager, Arafat Abou-Chaker, den Rapper eingesperrt, geschlagen, bedroht, beleidigt und genötigt haben. Das ist das, was den vier Brüdern Arafat, Nasser, Yasser und Rommel vorgeworfen wird. Am Mittwoch, ein Tag vor dem dritten Jahrestag dieses Mammutprozesses, erhoffen sich die Prozessbeteiligten im Landgericht Moabit Klarheit von der 41-jährigen Tanja P. über die Finanzen des Rappers.
Doch vorläufig bleibt dies weiterhin aus. Zwar habe sie sich mit Bushido getroffen, sagt die Steuerberaterin, zu geschäftlichen Zwecken. Bei diesen Treffen habe sie auch von dem oft erwähnten Streit am 18. Januar erfahren, allerdings ist damit das Ende ihrer Erinnerung auch schon erreicht. In der einstündigen Vernehmung sagt sie vor allem: „Das kann ich nicht mehr sagen, Entschuldigung.“
Dabei war sie eine enge Geschäftspartnerin des Rappers, kenne ihn seit dem Anfang seiner Selbstständigkeit Anfang 2013. Er sei ihr erster großer Mandant gewesen, meint sie. Auf die Frage, wie ihr Eindruck von Bushido bei ihrer ersten Begegnung gewesen sei, antwortet sie: „Ich war positiv überrascht, er hatte Manieren.“ Er habe ihr die Tür aufgehalten, etwas zu trinken angeboten. Auch seine Beziehung zu Arafat soll normal und professionell gewirkt haben. Von Streit habe sie nur aus der Presse gehört.
Steuerberaterin wollte Bushido umarmen
Wann genau sie sich mit Bushido getroffen habe, was er genau gesagt habe, all das wisse sie nicht mehr. Nur den Anfang des Treffens. Sie habe ihn in ihrem Steuerbüro getroffen, beide hätten Platz genommen. Dann, wie typisch, hätte sie ihn gefragt, wie es ihm gehe. Der Rapper soll zunächst geschwiegen haben, dann habe er mit „glasigen Augen“ aus dem Fenster geguckt und geantwortet: „Nicht gut.“ Wie sie reagiert habe, fragt der Vorsitzende Richter Martin Mrosk nach. „Bei einem Freund oder Familie wäre ich aufgestanden und hätte ihn umarmt“, meint sie. Doch weil sie ihn eben noch nicht so lange kannte, wusste sie nicht, wie sie reagieren sollte. Schließlich habe Bushido selbst zum Geschäftlichen übergeleitet.
Viele weitere Fragen kann sie nicht beantworten, denn ihre Erinnerung sei stark durch Medienberichte beeinflusst worden, sagt sie. Sie wisse zum Beispiel, dass Bushido seit einiger Zeit in psychologischer Behandlung sei, jedoch nicht, woher sie das weiß. Möglicherweise soll das erwähnte Treffen im März 2019 stattgefunden haben, also über ein Jahr nach dem Vorfall. Die Emotionalität, welche sie beschreibt, halten die Anwälte der Abou-Chaker-Brüder für zweifelhaft.


