Ulli Zelle läuft Marlene Dietrich hinterher. Die Filmdiva liegt in ihrem Sarg, der im Schritttempo vom Rathaus Schöneberg zum Friedhof gefahren wird. Ein großer Moment für Berlin – und Ulli Zelle, der Reporter, soll live von dem Trauerzug berichten für die „Abendschau“. Doch der Kameramann ist nirgendwo zu sehen. Der ist nämlich starker Raucher und verschnauft irgendwo oder raucht. Kurz darauf steht Ulli Zelle allein an Marlenes Grab und liest ihren Spruch: „Hier steh’ ich an den Marken meiner Tage.“ Kein Kameramann, keine Bilder, keine Liveschalte. Für einen Reporter wie Ulli Zelle ein Desaster.
Noch 32 Jahre später ärgert er sich darüber, dass da jemand seine Arbeit nicht so 100 Prozent ernst nimmt wie er selbst. „Das ist doch ein Moment in der Geschichte dieser Stadt und wir sind Teil davon, das ist doch wichtig!“ Er sitzt im Café Lentz am Stuttgarter Platz – und eigentlich soll es in diesem Gespräch einmal um ihn gehen, um sein Leben, aber schnell wird klar, dass er das nicht mag: Dieses Reden über sich wird ihm bis zum Ende unangenehm sein. Lieber redet er über andere Menschen und vor allem über seine Stadt: Berlin.

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