Bei einem Obst- und Gemüse-Großhändler in Brandenburg hat die Polizei eine Rekordmenge Kokain sichergestellt. Fahnder der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift des Landes Brandenburg stellten 1200 Kilogramm Kokain sicher. „Das ist nach dem Kokainfund im letzten Jahr die bisher größte in Brandenburg sichergestellte Menge“, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Potsdam am Mittwoch.
Wieder hatten den Fund Mitarbeiter eines Obst- und Gemüse-Großhändlers in Groß Kreutz (Potsdam Mittelmark) gemacht. Bereits im August vergangenen Jahres hatten sie in angelieferten Bananenkisten 660 Kilo Kokain entdeckt. Damals war es der größte Drogenfund in der Geschichte des Bundeslandes – bis zu diesem Dienstag, als die Mitarbeiter erneut die Polizei alarmierten.
Ein erster chemischer Test in einem mobilen Labor bestätigte, dass es sich bei der Substanz um Kokainhydrochlorid handelte. Das Kokain war in Plastikfolie in verschiedenen Verpackungsgrößen bis zu 17 Kilogramm eingewickelt. Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot an – insgesamt 60 Einsatzkräfte des Landeskriminalamts, des Hauptzollamtes Frankfurt/Oder, des Zollfahndungsamts Berlin-Brandenburg und verschiedener Polizeidirektionen. Mit Lastwagen transportierte die Polizei die Bananenkisten ab.
Bananenlieferung wegen verpasstem Termin nach Hamburg umgeleitet
„Nach unseren bisherigen Erkenntnissen wurde das Kokain per Schiff aus Südamerika nach Deutschland transportiert“, sagte die Polizeisprecherin. Über welchen Hafen das Rauschgift ins Land gelangte, konnte sie nicht sagen. Auch ein Sprecher des Zollfahndungsamtes konnte dazu noch nichts sagen. Das sei noch Gegenstand der Ermittlungen, sagte er.
Die Ermittler gehen davon aus, dass den Drogenschmugglern, wie schon beim letzten Mal, eine Panne unterlaufen ist. Die Kokainlieferungen kommen in der Regel per Schiff aus Südamerika, wo die Anbaugebiete der Kokapflanze sind. Die Drogen werden mit legaler Ware wie Kaffee oder eben Bananen getarnt. In den Häfen Rotterdam, Amsterdam oder Hamburg werden die Pakete von Mittelsmännern aus den Containern geholt. Das hat dieses Mal wohl nicht geklappt oder aber, die Lieferung wurde fehlgeleitet, wie zum Beispiel im Jahr 2014.

Damals fanden Mitarbeiter in fünf Aldi-Filialen in Berlin insgesamt 140 Kilogramm Kokain in Bananenkisten. Wie diese Zeitung damals unter Berufung auf Polizeiquellen berichtete, hatte das aus Kolumbien kommende Containerschiff „Maersk Niteroi“, das mit einem Container beladen war, der 1150 Kisten Bananen mit Kokain enthielt, zunächst den Hafen Rotterdam zum Ziel.
Wegen schlechten Wetters kam das Schiff jedoch sechs Tage zu spät in Rotterdam an. Da der Bananenhandel auf der Basis von Termingeschäften abläuft und die Frist verstrichen war, wollten die Abnehmer in den Niederlanden die für England bestimmten Bananen nicht mehr haben.
Fahnder: Den Kokainpreis beeinflusst das nicht
Zum Leidwesen der Kokainschmuggler, die in England warteten, fuhr das Schiff weiter nach Hamburg. Dort kaufte ein Großimporteur die Bananen und holte den Container vom Schiff. Die Kisten wurden auf Paletten verladen und per Lkw zum Fruchthof Berlin an der Beusselstraße gebracht. Dort lagerten die Früchte in einem Reiferaum, bevor sie durch einen Großhändler an drei Lebensmitteldiscounter verkauft wurden.
In sieben Kisten fanden schließlich Mitarbeiter der Läden die Koks-Päckchen. 60 Kilogramm wurden in zwei Köpenicker Filialen entdeckt, 40 Kilo in einem Markt in Reinickendorf, 20 Kilo in Wedding und 20 Kilo in Velten nördlich von Berlin.
Der Preis für ein Kilo Kokain liegt in Berlin bei rund 30.000 Euro. Dass die Sicherstellung von 1200 Kilo Kokain wegen einer Verknappung Einfluss auf steigende Straßenverkaufspreise zur Folge haben könnte, glaubt bei der Polizei niemand. Im vergangenen Jahr stellten Polizeibehörden in Europa insgesamt 214 Tonnen Kokain sicher. Im Hamburger Hafen gab es zwei große Sicherstellungen im zweistelligen Tonnenbereich. „Und wir merken, dass sich weder der Marktpreis noch der Wirkstoffgehalt und die Verfügbarkeit geändert haben“, sagte ein Fahnder der Berliner Zeitung. „Der Nachschub muss unendlich sein.“
Laut einer in der vergangenen Woche veröffentlichten Studie der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht kommen in Berlin umgerechnet auf 1000 Personen 541,34 Milligramm Kokain, 2018 waren es noch 343,08 Milligramm.


