Berlin-Rebekka Ochmann unterrichtet an einer Grundschule in Neukölln. Sie ist Teil einer Telegram-Gruppe von Quereinsteigern, die empört sind darüber, dass neu angestellte Lehrkräfte im nächsten Jahr 1600 Euro weniger verdienen, als in den Hochglanzbroschüren versprochen wird. Diejenigen, die nicht verbeamtet werden können oder wollen, fühlen sich düpiert.
Frau Ochmann, Sie sind Teil einer Telegram-Gruppe, in der sich etwa 400 Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger regelmäßig austauschen. Wie ist die Stimmung unter den Kollegen?
In den letzten Wochen wächst der Zorn und der Unmut darüber, dass die Zulage von 1600 Euro für die neuen tariflich angestellten Lehrkräfte Ende des Jahres ausläuft. Das wurde von der Bildungsverwaltung bisher nicht offiziell kommuniziert: dass die Wiedereinführung der Verbeamtung auch bedeutet, dass die tariflich Angestellten ihre Zulage verlieren.
Nur diejenigen verlieren sie, die im nächsten Jahr neu angestellt werden. Für alle anderen gilt wohl Bestandsschutz. Und alle, die die Voraussetzungen erfüllen, können sich in den kommenden Jahren verbeamten lassen.
Ja, aber was ist mit denen, die wegen ihres fortgeschrittenen Alters und aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr verbeamtet werden können? Die gucken doch in die Röhre!

Nach einer Familienphase von elf Jahren, in der sie sich als alleinerziehende Mutter um drei Kinder kümmerte und verschiedene familienkompatible Nebenjobs hatte, absolvierte sie 2014 eine berufsbegleitende Erzieherausbildung.
Seit 2019 ist sie als Grundschullehrerin im Quereinstieg tätig. Seit August 2022 ist sie Referendarin.
Können Sie selbst denn noch verbeamtet werden?
Vielleicht. Das hängt von der Altersgrenze ab, die jetzt gerade verhandelt wird. Ich werde mit Abschluss des Referendariates knapp 50 Jahre alt sein.
Dann haben Sie vermutlich Glück. Wahrscheinlich wird es gelingen, die Altersgrenze auf 52 anzuheben.
Aber wer sagt mir, dass ich dann nicht wegen eines Rückenleidens abgewiesen werde oder weil meine Stimme nicht ausreicht? Das Gefühl bleibt: dass wir mit einem Versprechen in den Quereinstieg gelockt wurden, dass jetzt gebrochen wird. Und es empört mich, dass es so leise gebrochen wird.
Bildungspolitiker sagen, dass es von Anfang an klar war, dass die Einführung der Verbeamtung mit dem Wegfall der Zulage kombiniert werden müsste. Denn die Tarifgemeinschaft der Länder hat dem Land Berlin ja 2009 nur deshalb erlaubt, diese Zulage zu zahlen, weil hier nicht verbeamtet wurde und man eine Möglichkeit brauchte, in Zeiten des Mangels um Lehrkräfte zu konkurrieren.
Aber wir als Betroffene wussten das nicht. Bis zum heutigen Tag wird in Broschüren mit dem attraktiven Einsteigergehalt von 5700 Euro geworben. Und jetzt sind es auf einmal nur noch 4100 Euro, weil die Einsteiger nicht mehr auf Erfahrungsstufe 5 eingruppiert werden.
Hat Sie nur das hohe Gehalt bewogen, Lehrerin zu werden?
Nein, ich arbeite gerne als Lehrerin. Aber der Quereinstieg ist ein langer und mühevoller Weg. Und die ganze Zeit hatte ich vor Augen, dass mir am Ende dieses Stresses ein attraktives Gehalt winkt, wie groß beworben und überall propagiert!
Wie lange war denn Ihr Weg in den Lehrberuf?
Als ich mich 2019 für den Quereinstieg entschieden habe, wurde mir als studierter Lebensmittelchemikerin nur ein Fach anerkannt. Obwohl ich drei Semester Mathematik belegt hatte, fehlten mir wenige Semesterwochenpunkte für eine Anerkennung. Deshalb musste ich dann Deutsch und Mathe berufsbegleitend nachstudieren. Ein Jahr habe ich auf einen Studienplatz gewartet, zwei Jahre habe ich berufsbegleitend studiert, bevor ich mit dem Referendariat beginnen durfte. Während meines Studiums wurde ich sofort als Klassenlehrerin eingesetzt. Das ist der lange und mühevolle Weg, von dem ich gerade sprach: insgesamt viereinhalb Jahre Qualifizierung.
Und warum wollten Sie nicht mehr als Lebensmittelchemikerin arbeiten?
Ich habe nur wenig Berufserfahrung sammeln können, bevor das erste meiner drei Kinder geboren wurde. Nach einer elfjährigen Familienphase konnte und wollte ich in diesen Beruf nicht mehr zurückkehren. Ich habe dann eine Ausbildung als Erzieherin gemacht und bin in den Quereinstieg gegangen, weil ich mir die Schule intellektuell anspruchsvoller vorstellte.
Ärgert es Sie, dass Sie nicht direkt mit dem berufsbegleitenden Referendariat anfangen konnten?



