Die Paartherapeutin

Wenn die Mutter des Partners die Beziehung gefährdet

Witze, Nörgeleien, Respektlosigkeit: Diese Woche berät unsere Paartherapeutin eine Leserin, die Probleme mit ihrer potenziellen Schwiegermutter hat. 

Ein angespanntes Verhältnis zu den Schwiegereltern kann frustrierend sein
Ein angespanntes Verhältnis zu den Schwiegereltern kann frustrierend seinScience Photo Library/imago

Maria, 37: Seit einem Jahr bin ich in einer sehr glücklichen Beziehung, doch es gibt einen für mich riesigen Haken: Ich kann die Mutter meines Freundes nicht ertragen. Das wäre ja vielleicht nicht so schlimm – wenn nicht mein Freund ein extrem inniges Verhältnis zu ihr hätte und sie mehrmals die Woche sehen würde. Ich fühle mich von ihr absolut nicht akzeptiert, sie verhält sich mir gegenüber häufig passiv aggressiv, kritisiert mich, macht blöde Witze. Meinem Freund scheint das nicht aufzufallen. Eigentlich wollen wir Kinder miteinander, aber ich muss sagen, die Vorstellung, dass die Oma uns dann noch öfter und wahrscheinlich mit vielen Ratschlägen auf die Pelle rückt, trübt meine Vorfreude enorm. Wie kann ich etwas an der Situation ändern? Ich will ja das gute Verhältnis zwischen meinem Freund und seiner Mutter auch nicht gefährden.

Liebe Maria, du bist in einer glücklichen Beziehung und in deinen Gedanken entstehen schöne Bilder. Du kannst dir eine Familie vorstellen mit deinem Freund und du möchtest eine gute Beziehung zur Mutter eines Freundes für euch und die Kinder, die ihr vielleicht haben werdet. Ein schönes und kluges Ansinnen. Deine Freude darauf ist kleiner geworden, du vermutest, die Mutter deines Freundes kann ihren Platz als Oma nicht annehmen und würde dir auf deinem Platz als Frau ihres Sohnes und Mama eurer Kinder zu nahe treten. So wie du das erlebst, ist das eine sehr verständliche Befürchtung.

Was verbindet dich und die Mutter deines Freundes?

Wenn sich zwei Menschen begegnen und miteinander ein Thema haben, hat das in den meisten Fällen mit beiden zu tun, denn beide gehen damit in Resonanz. Das hieße, wenn ich an jemandem etwas nicht mag, hat das immer auch mit mir zu tun. Es würde mir sonst nicht auffallen oder ich würde es vernachlässigen – vielleicht würde ich es wahrnehmen, mich davon aber nicht so emotional berühren lassen.

Eine sehr mutige Frage für dich wäre hier: Wie bin ich auch so? Das heißt, in welchen Aspekten bist du ähnlich wie die Mutter deines Freundes, wenn auch vielleicht in viel kleinerem Ausmaß. Dafür braucht es keine laute Antwort, sondern nur eine ganz leise in dir selbst. Wenn du deine Antwort findest, kann es deinen Blick auf das Ganze etwas weicher machen. Manchmal genügt das schon.

Für Mütter ist es oft auch schwer, an Bedeutung zu verlieren, eine Frau an der Seite ihres Sohnes zu sehen, die einen hohen Stellenwert bekommt, und gefühlt manchmal einen höheren. Dabei sind das zwei verschiedene Plätze: Das, was eine Mutter für den Sohn ist, kann eine Partnerin nicht sein und umgekehrt ist das genauso. Hier geht es um eine Rollenklärung. Dafür braucht es manchmal den richtigen Zeitpunkt oder die gute Gelegenheit, das neu zu definieren. Und oft wird das anders, wenn ein Kind da ist und die dann frischgebackene Mama und die neue Oma in diesen neuen Positionen eine schwierige Situation zusammen meistern. So habe ich schon viele Klärungen erlebt, die ein gutes Miteinander ermöglicht haben. Sollte sich das nicht ergeben, könntest du dir beratende Unterstützung suchen. Hier würde es dann auch Sinn ergeben, deinen Freund einzubeziehen.

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